Die Ziele sind ehrgeizig: Deutschland will, nein, Deutschland muss bis 2045 klimaneutral sein. Spätestens. Das ist das Minimum, um zumindest einen relevanten Beitrag zum Verlangsamen der Klimaerwärmung zu leisten. Um die Politiker daran zu erinnern, dass dafür endlich die richtigen Maßnahmen eingeleitet werden müssen, gingen jeden Freitag Tausende junger Leute auf die Straße. Fridays for Future und ihr Kampf zur Rettung der Welt war das bestimmende Thema im Jahr 2019 – bis im folgenden Jahr mit der Corona-Pandemie ein neues Thema die Schlagzeilen beherrschte. Und heute? Das Virus ist kein Thema mehr, doch die jungen Leute sind inzwischen nur noch selten auf der Straße, um eine andere Klimapolitik einzufordern. Viele sind frustriert, weil zwar Maßnahmen ergriffen und vor allem versprochen wurden, diese aber bei Weitem nicht ausreichen werden, um die gesteckten Ziele zu erreichen.
Und wo sind die Schülerinnen und Schüler, die damals einen Großteil der Demonstrierenden ausgemacht haben, nun? Sicher ist nur, wo sie nicht sind: Nämlich in den Seminarräumen und Hörsälen der Republik, um Elektro- und Informationstechnik zu studieren. Trotz bester Zukunftsaussichten für Elektroingenieure sinkt die Zahl der Studieneinschreibungen seit Jahren stetig. Nur noch 3,5 Prozent aller Abiturienten entschließen sich für ein Studium der Elektrotechnik, damit hat das Fach innerhalb von zehn Jahren gut ein Drittel an Beliebtheit verloren. „Das ist dramatisch und sollte uns aufrütteln“, mahnt Dr. Michael Schanz, Arbeitsmarktexperte des VDE. Dem Bedarf von rund 20.000 Stellen pro Jahr stehen bereits heute nur noch rund 8.000 Studierende gegenüber, die ihr Studium erfolgreich abschließen. Das eine – Klimawandel – hat dabei durchaus etwas mit dem anderen – Rückgang der Studierendenzahlen – zu tun. Vielleicht mehr, als manch einem und einer in der Fridays-for-Future-Bewegung bewusst ist. Denn ohne Elektroingenieure wird es keine Energiewende geben. Und auch keine Wärme-, Ressourcen- oder Mobilitätswende, weil die hierfür benötigten informationstechnischen und mikroelektronischen Schlüsselkomponenten nicht entwickelt werden würden. Klimaneutralität – zumindest, wenn sie sich nicht allein auf Verzicht und Askese gründen soll – wird nur gelingen, wenn die dafür nötigen Technologien entwickelt und dann schnell und zügig implementiert werden. Ohne die entsprechenden Fachkräfte wird dies jedoch nicht gelingen – was derzeit zum Beispiel beim Thema Wärmepumpen schmerzhaft deutlich wird.