Netzhauterkrankungen sind für Betroffene mit großem Leid verbunden. Bei der altersabhängigen Makuladegeneration geht die Sehfähigkeit im Bereich des Gelben Flecks zurück, das kann zu Sehbehinderungen führen. Das Problem: Netzhauterkrankungen sind aufgrund ihrer schlechten Erreichbarkeit schwierig zu behandeln, Betroffene bekommen regelmäßig aufwendig Spritzen ins Auge.
Das zu ändern, ist das Ansinnen von Prof. Dr. Peer Fischer, Professor für Experimentelle Physik am Institute for Molecular Systems Engineering der Universität Heidelberg. Seit vielen Jahren beschäftigt er sich mit dem Einsatz von Robotik im menschlichen Auge. Er will kleinste Roboter, beladen mit Wirkstoffen, durch das Auge steuern, um sie an der Netzhaut wirken zu lassen. „Wir möchten einen direkten Transport ermöglichen, der minimalinvasiv direkt durch den Glaskörper erfolgt“, sagt Fischer. Minimalinvasiv bedeutet auch: Je kleiner, desto besser. Daher werden entweder Mikroroboter, die weniger als einen Millimeter klein sind, eingesetzt oder Nanoroboter, die nur 500 Nanometer breit sind. Das ist rund 200-mal kleiner als der Durchmesser eines menschlichen Haares. Wissenschaftler setzen unter anderem speziell beschichtete Propeller dieser Größe ein, die durch dichtes Gewebe wie den Glaskörper navigiert werden können. Diese Roboter weisen eine helikale Struktur auf – „wie ein Korkenzieher“, veranschaulicht Fischer.
Da bei solchen Dimensionen allerdings kein Platz für einen klassischen Motor ist, werden spezielle Antriebsarten benötigt. Wenn Roboter durch den Körper gesteuert werden sollen, gibt es mehrere Möglichkeiten: Neben Ultraschall und akustischen Lösungen kommt die Steuerung per Licht, zum Beispiel durch Infrarot, infrage. Auch ein chemischer oder biologischer Antrieb ist je nach Aufbau des Roboters möglich. „Am weitesten fortgeschritten ist der magnetische Antrieb“, sagt Dr. Erdost Yildiz, Postdoktorand am Max-Planck-Institut für Intelligente Systeme in Stuttgart. Er arbeitet in der Neurostimulation unter anderem an der Behandlung von Alzheimer und Parkinson mit mikroskopisch kleinen Robotern.