Die Idee ist bestechend, mit ihr würde man gleich mehrere Fliegen mit einer Klappe schlagen: Große Foliendächer schützen die Pflanzen auf dem Feld vor Starkregen, Hagel, Sonnenbrand und Austrocknung. Doch statt einfache Plastikfolien zu nehmen, nimmt man hochwertige Folien mit transparenten organischen Solarzellen (Bild). Diese lassen das für Pflanzen wichtige sichtbare Licht hindurch, nutzen den infraroten Anteil aber zur Stromerzeugung, sodass die Landwirte eine weitere Einnahmequelle haben. Oder sie nutzen die Energie selbst, um das über die Folien gesammelte Wasser ganz gezielt und nach Bedarf auf die einzelnen Pflanzen zu verteilen, denn schließlich wird Wasser künftig ein noch wertvollerer Rohstoff sein, der nicht einfach so verplempert werden kann.
Was noch nach Science-Fiction klingt, ist für das Fraunhofer-Institut für Solare Energiesysteme ISE in Freiburg bereits Alltag. Zumindest Forschungsalltag. Denn mit unterschiedlichen sogenannten Agri-Photovoltaik-Projekten wird dort schon seit geraumer Zeit erforscht, wie sich die Landwirtschaft mit Unterstützung solch innovativer Technologien den veränderten Klimabedingungen anpassen könnte. "Agri-Photovoltaik wird die Klimaerwärmung zwar nicht aufhalten, uns aber helfen, sich mit ihr zu arrangieren", so der zuständige Gruppenleiter Max Trommsdorff.
Es ist gar nicht so lange her, da hätte man solche Lösungen mit Argwohn betrachtet. Denn Klimaanpassung hat auch etwas von Symptombekämpfung. Natürlich wäre es sehr viel schlauer gewesen, wenn man früher und konsequenter die Ursachen der menschengemachten Klimaerwärmung bekämpft und damit eine Anpassung an neue Gegebenheiten gar nicht erst nötig gemacht hätte. Jetzt noch die Augen davor zu verschließen, dass die Klimaerwärmung in vollem Gang und nicht mehr rückgängig zu machen ist, wäre indes ebenfalls nicht besonders schlau. Dafür gab es einfach in den letzten Jahren schon zu viele Hitzesommer, Jahrhunderthochwasser, Flutwellen und andere Extremwetterereignisse.
Und so ist neben dem Kampf gegen die fortschreitende Klimaerwärmung die Klimaanpassung ein vorrangiges Ziel der Bundesregierung im Allgemeinen und der grünen Umweltministerin Steffi Lemke im Besonderen. Bis Mitte der Legislaturperiode will sie eine neue Anpassungsstrategie vorlegen, die die alte aus dem Jahr 2008 endlich ablöst. Die Strategie wird auf der Klimawirkungs- und Risikoanalyse basieren, die das Umweltbundesamt im vergangenen Jahr vorlegte. "Und sie wird zweifellos wesentlich ambitionierter sein, mit klar messbaren Zielvorgaben", verspricht Petra Mahrenholz.