Blick in einen vertikalen Parkturm, in dem ein PKW steht.

Sicher und effizient: In VePas Park- und Ladeturm werden E-Autos in den Stellboxen dank patentierter Schienen mit Strom versorgt.

| VePa Vertical Parking
01.10.2025 VDE dialog

Vertikales Parken: Freiräume schaffen

Stellplätze sind in Städten unverzichtbar, doch sie verbrauchen sehr viel Fläche. Das zu ändern hat sich das Münchener Unternehmen VePa zur Aufgabe gemacht. Der Name ist dabei Programm.

Von Michael Neißendorfer

„This is where the magic happens“, sagt David Schön, als er die Tür zum zwölf Meter hohen Parkturm seines Unternehmens VePa (steht für „Vertikales Parken“) im Münchener Werksviertel aufsperrt. „Hier oben das rote Ding, der Motor, treibt das ganze an, die bis zu zwölf Autos fahren im Turm wie in einem riesigen Paternoster rauf und runter, immer im Kreis“, so der Co-Gründer und CEO des Unternehmens.

Erst wenige Wochen zuvor wurde der erste öffentliche Parkturm von VePa – nach einem Prototypen auf einem Firmengelände in Freising – gemeinsam mit mehr als 200 Gästen feierlich eröffnet. Hier gehe es nun vor allem darum, zu zeigen, dass das Konzept funktioniert, und um Feedback von Nutzern zu sammeln, so Schön. Denn an und für sich sei der Standort eher weniger attraktiv: „Gleich in der Nähe gibt es zwei Tiefgaragen, am Straßenrand kann man umsonst parken. Trotzdem haben wir eine Auslastung von um die 25 Prozent, darunter sehr viele Elektroautofahrer.“ Diese wissen es offenbar zu schätzen, dass sie ihr Fahrzeug hier bequem aufladen können.

Die Stromversorgung erfolgt – „und darin liegt unser Patent“, sagt Schön – über eine umlaufende Stromschiene, die die sechs Wallboxen mit Energie versorgt. Dank bis zu 11 kW Ladeleistung ist ein Akku nach wenigen Stunden Standzeit wieder voll. An neuen Türmen will VePa auch schnelleres Laden mit bis zu 22 kW ermöglichen, perspektivisch ist das Laden mit bis zu 50 kW geplant.

„Der Turm steckt voller Lichtschranken und Sensoren, die zum Beispiel die Größe des Fahrzeugs erfassen und ob sich noch Menschen oder Tiere im Auto oder im Innenraum befinden“, erklärt der Gründer das Sicherheitskonzept. „Gibt es hier eine Fehlermeldung, wird sich der Aufzug nicht in Bewegung setzen.“ Auch der Brandschutz ist automatisiert, jede Gondel hat ein eigenes Löschsystem.

VePa-Parkturm in München

In diesem Münchener Parkturm mit integrierter Ladestruktur parken bis zu 12 Autor auf einer Grundfläche von 49 Quadratmetern.

| VePa Vertical Parking

Ungefähr 750.000 Euro kostet ein Parkturm. Doch so eine Investition rechne sich „relativ zügig“, sagt Schön, insbesondere, wenn man sie mit den Kosten für eine Tiefgarage in Relation setze. Es gebe auch noch weitere Hebel, die neben den Einnahmen durch die Parkgebühren die Wirtschaftlichkeit verbessern: „Ladestrom und Werbung an der Fassade etwa. Wir können uns noch viele weitere Ideen vorstellen.“ Aktuell sei ein Projekt je nach Standort innerhalb von drei bis fünf Jahren abbezahlt. Neben der Kosten- sei auch die Klimabilanz eines Parkturms besser als bei einer betonierten Tiefgarage, erklärt Schön: „Unsere Konstruktion verursacht etwa 95 Prozent weniger CO2. Für einen Turm reichen uns ebenerdig 49 Quadratmeter, das Baurecht für die Fläche und ein Stromanschluss“, dies verkürze auch die Bauzeit enorm. Eine PV-Anlage auf dem Dach trägt ebenfalls zur Nachhaltigkeit bei.

VePa kann einen Parkturm auch noch höher bauen, dann passen 20 Autos hinein. Auf einer Fläche, die vier Parkplätzen entspricht. Den Einwand, dass noch mehr Parkplätze nur schwer mit der Idee der Verkehrswende mit weniger Autos in den Städten vereinbar seien, hört Schön öfter – und stellt klar: „Unser Ziel ist nicht, mehr Stellplätze zu schaffen. Sondern mehr Freiräume. Wir wollen den Flächenverbrauch gerechter gestalten.“ Im Idealfall soll ein Turm Parkflächen ersetzen, „die dann entsiegelt und anderweitig genutzt werden können, für Bäume, Spielplätze, für lebenswerte Orte mit Aufenthaltsqualität.“ Die Türme können mit vertikalen Gärten auch begrünt werden. „Und im Sinne der Antriebswende schaffen wir dringend benötigte Lademöglichkeiten für E-Autos, ohne dass komplette Straßenzüge aufwendig mit Ladesäulen ausgestattet werden müssten.“

Das Konzept komme bislang gut an. Neben Projektentwicklern und Bauträgern sind auch Kommunen an Parktürmen interessiert, soeben haben in Hamburg Grüne und CDU gemeinsam einen Antrag eingereicht, um mit vertikalen Parksystemen der Parkplatznot in Eimsbüttel entgegenzuwirken. „Aktuell werden dafür passende Flächen gesucht, wir haben etwa 25 Standorte in der engeren Auswahl.“ Für die Stadt sollen die Türme kostenlos sein, verspricht der VePa-CEO: „Wir übernehmen die Investition und refinanzieren die Kosten über die Einnahmen aus den Park- und Ladegebühren, die sich an den örtlichen Begebenheiten orientieren werden.“

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