Zwei Elektrotechnikstudierende arbeiten an einem Schaltkreis.

Studierende, die sich unter Elektrotechnik wenig vorstellen können, werden vielleicht von Studiengängen wie „Systems Engineering“ besser abgeholt.

| HAWK, Marius Maasewerd
01.10.2025 VDE dialog

Elektrotechnik-Studium: Nicht out, nur anders!

In der Hoffnung, mit neuem Label mehr Studierende zu gewinnen, ändern Hochschulen die Bezeichnung ihrer elektrotechnischen Studiengänge.

Im Vorlesungsverzeichnis stehen Ingenieurwissenschaften, Digital Systems, Erneuerbare Energien – Elektrotechnik sucht man oft vergebens. Das liegt daran, dass vielerorts diese Studiengänge umbenannt, reformiert oder ergänzt werden. Elektrotechnik heißt dann zum Beispiel „Elektrotechnik und Informationstechnik“, so wie an der TU Braunschweig seit diesem Wintersemester. Die TH Augsburg hat den Schritt zum vergangenen Wintersemester unternommen, die benachbarte Universität Augsburg ruft gerade neu den Bachelorstudiengang Ingenieurwissenschaften ins Leben. Die HAWK Hildesheim/Holzminden/Göttingen streicht den bisherigen Elektrotechnik-Studiengang gleich ganz und ersetzt ihn durch Ingenieurwissenschaften. Was auf den ersten Blick nach einer reinen Neu-Labelung klingt, ist Teil einer Auffrischung des Angebots. „Ziel ist es, die Studienangebote attraktiver zu gestalten, besser an aktuelle Entwicklungen anzupassen und eine stärkere Generalisierung vorzunehmen“, sagt HAWK-Professor Dr. Salvatore Sternkopf. Und das soll man am Namen auch erkennen.

Die Hochschulen versuchen damit auch einen dringend nötigen Imagewandel des Faches anzuschieben. „Jugendliche können mit dem Begriff Elektrotechnik überhaupt nichts anfangen oder haben völlig falsche Vorstellungen von einem zugehörigen Beruf“, sagt Dr. Michael Schanz, Sprecher Studium, Beruf und Gesellschaft beim VDE.

 „Von einer gänzlichen Abschaffung des seit über 130 Jahren etablierten Begriffs Elektrotechnik möchte ich dringend abraten“, sagt Schanz. Eine Ergänzung um den Begriff der Informationstechnik findet er unproblematisch: Bereits seit rund 30 Jahren würden die Fakultäten ohnehin unter der Bezeichnung „Elektro- und Informationstechnik“ geführt. Das bedinge laut Schanz allerdings nicht zwangsläufig, dass auch die Studiengänge genau diesen Namen tragen müssten: „Ich bin überzeugt davon, dass Studiengänge wie Digital Systems, Systems Engineering oder Regenerative Energien die MINT-begabten Schüler mehr ansprechen.“ Auch den Ingenieurbegriff sieht er als positiv konnotiert an. Im Falle des Studiengangs Ingenieurwissenschaften hat der VDE Experte einen Tipp: „Hilfreich ist, zunächst eine zweisemestrige Orientierungsphase voranzustellen.“

Das kommt offenbar auch an den Hochschulen an: „Das Feedback zur Reform des Studienangebots ist positiv – insbesondere werden die interdisziplinären Module zu Beginn des Studiums sehr positiv bewertet“, weiß Dr. Claudia Meitinger, Elektrotechnik-Professorin an der TH Augsburg.

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Nachwuchsmangel: „Die Auslastung lag bei unter 50 Prozent“

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01.10.2025 VDE dialog

Studiengänge mit elektrotechnischem Schwerpunkt werben händeringend um den Nachwuchs. Eine Möglichkeit, dem zu begegnen: Die Ausbildung breiter aufstellen, um mehrere Disziplinen gemeinsam abzudecken. Die Hochschule für angewandte Wissenschaft und Kunst Hildesheim/Holzminden/Göttingen (HAWK) hat für den Bereich Elektrotechnik so einen generalisierten Einstieg entwickelt und bildet seine Studierenden allgemein in „Ingenieurwissenschaften“ aus. Prof. Katja Scholz-Bürig, Vizepräsidentin für Studium und Lehre, und Prof. Dr. Salvatore Sternkopf, Studiendekan der Fakultät Ingenieurwissenschaften ziehen eine positive Bilanz der Veränderung.

Interview: Julian Hörndlein

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