Für die dringend notwendige Reduktion der CO2-Emissionen des Straßengüterverkehrs sind Oberleitungs-Lkw eine mögliche Lösung. Ob diese jedoch auch praktikabel und sinnvoll ist, wurde in den vergangenen Jahren aufwendig erforscht. Denn die Entscheidung darüber sollte auf Basis wissenschaftlicher Erkenntnis fallen. Tut sie es auch?
Mit Ende des Jahres 2024 endete auch das Forschungsprojekt Oberleitungs-Lkw. Dafür hatte die Bundesregierung die drei Teststrecken in Hessen, Baden-Württemberg und Schleswig-Holstein in den vergangenen Jahren mit insgesamt 134,2 Millionen Euro unterstützt. Ziel des Projekts war, herauszubekommen, ob diese Technologie geeignet ist, um den Straßengüterverkehr zu elektrifizieren, oder ob andere Optionen – wie der Wasserstoff- oder der batterieelektrische Antrieb – überlegen sind. Denn bei aller Technologieoffenheit kann nicht jede Option dauerhaft gefördert werden, sind sie doch jeweils mit erheblichen Kosten für den Aufbau der entsprechenden Ladeinfrastruktur verbunden.
Und wie geht es jetzt weiter? „Eine weitere Finanzierung der Teststrecken ist nicht vorgesehen“, stellt ein Sprecher des Bundesministeriums für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK) klar, schließlich habe es sich ganz ausdrücklich um eine Forschungsleistung gehandelt. „Und da im Rahmen dieser Forschung alle wesentlichen Erkenntnisse erlangt wurden, gibt es auch keine sachlichen Gründe für den weiteren Testbetrieb.“
Wie diese Erkenntnisse aussehen, ist allerdings unklar. Immer wieder wurde kolportiert, dass es während des Testbetriebs erhebliche technische Probleme gab, der ökologische Nutzen unklar und die Wirtschaftlichkeit zweifelhaft sei. Nach einer angeblich „vernichtenden Fraunhofer-Studie“ (BILD) im Herbst 2023 galt der Versuch bereits für viele vor offiziellem Projektende als gescheitert. Allein: Dr. Till Gnann hatte seinerzeit nur darauf hingewiesen, dass der Ausbau einer Oberleitungsinfrastruktur sehr herausfordernd sei. Wenn man diese wolle, bräuchte es eine schnelle Entscheidung und ein klares Signal, so der Fraunhofer-Forschungskoordinator damals. Heute sagt er, dass er „nicht ganz so glücklich“ über die Interpretation des Boulevardblatts gewesen sei. Schließlich sei es ja bei den Versuchen um nichts anderes gegangen, als eine wissenschaftlich fundierte Entscheidungsgrundlage zu schaffen, um ebendieses Signal geben zu können.
Von daher lässt sich zum jetzigen Zeitpunkt bilanzieren, dass die Idee mit den Oberleitungen allenfalls politisch tot ist. Wissenschaftlich ist sie durchaus noch am Leben: „Die Evaluation der im Rahmen des Feldversuchs erhobenen Daten erfolgt im ersten Halbjahr 2025“, so ein Sprecher der für die Infrastruktur zuständigen Autobahn GmbH gegenüber dem VDE dialog. Vorher könne man gar nichts sagen.