VDE dialog: Auf dem eHighway in Schleswig-Holstein wurde jahrelang die Oberleitungstechnologie für Lkw getestet. Hat sie sich bewährt, sodass Sie einen bundesweiten Ausbau empfehlen würden?
Jan Bachmann: Ja, unserer Bewertung nach kann man das System in eine großmaßstäbliche Anwendung bringen. Wir haben im Feldversuch jedenfalls keine Ergebnisse erzielt, die gegen einen Einsatz der Technologie sprechen würden. Im Gegenteil: Bis auf wenige Kinderkrankheiten handelt es sich bei der Oberleitungstechnologie bereits um ein robustes und einsatzfähiges System, welches sich sehr gut eignet, eine schnelle Dekarbonisierung des Straßengüterverkehrs zu erreichen.
Was spricht Ihrer Einschätzung nach konkret dafür?
Es ist eine verfügbare Technologie mit hoher Effizienz, die bei Verwendung 100 Prozent erneuerbarer Energien einen CO2-neutralen Verkehr schwerer Nutzfahrzeuge ermöglicht. Der ökologische Fußabdruck der Errichtung der Oberleitungsinfrastruktur ist bei einer wirtschaftlich sinnvollen Nutzung sehr gering. Insgesamt besitzt das Oberleitungssystem bei Einsatz reinelektrischer Fahrzeuge laut Fraunhofer ISI die beste ökologische Bilanz, unter anderem weil es gegenüber stationär geladenen, rein batterieelektrischen Lkw kleinere Batterien benötigt. Durch das Laden beim Fahren gibt es mit der Oberleitung zudem keine Störung logistischer Abläufe wie zum Beispiel durch Lade-Zwangspausen oder verpasste Ladeslots. Und es müssten weniger stationäre Ladesäulen gebaut werden, was unter anderem mit weniger Platzproblemen an den Raststätten einherginge.