Wummernde Bässe, glitzernde Lichter, ein jubelndes Publikum – es war eine ungewöhnlich große Bühne für eine Automatisierungsanlage. Anfang Oktober 2024 ließ Tesla- Chef Elon Musk bei einer Firmenveranstaltung mehrere Roboter in menschlicher Gestalt aufmarschieren. „Alles, was wir für autonome Fahrzeuge entwickelt haben – Batterien, Elektronik, Motoren, Schaltgetriebe, Software –, können wir auch für humanoide Roboter verwenden“, sagte Musk. Beim Event servierten die Roboter den Gästen Getränke, abseits des großen Scheinwerferlichtes sollen diese Roboter bald intern beim US-Autobauer mitarbeiten. Wenige Tage nach der Veranstaltung entzauberten Tech-Medien jedoch die eindrucksvollen Bilder. Die meisten Bewegungen seien von Mitarbeitern hinter den Kulissen ferngesteuert worden.
Die Begeisterungsstürme zeigen: Roboter, die für den Industrieeinsatz gedacht sind, sorgen für eine große Faszination auch außerhalb der Branche. Und auch jenseits dieser Bilder bewegt sich viel – und das im wahrsten Sinne des Wortes. Die Anzahl der Roboter nimmt zu, ihr Einsatz rechnet sich viel häufiger und ihr Radius erhöht sich immer stärker. „Es verändert sich einiges auf diesem Markt“, sagt Jörg Rommelfanger, der die Robotics-Division des Schweizer Herstellers ABB in Deutschland leitet.
Der im Herbst veröffentlichte „World Robotics Report“ der International Federation of Robotics (IFR), einem Zusammenschluss der weltweiten Herstellerindustrie, zählte für das Jahr 2023 mehr als eine halbe Million neu installierte Anlagen. Weltweit arbeiteten zum Jahreswechsel 2023/2024 rund 4,2 Millionen Roboter. Die Automobilindustrie war dabei mit 135.000 Robotern größter Abnehmer. Dahinter folgte die Elektronikindustrie mit ähnlichen Absatzzahlen. Unternehmen aus dem Metall- und Maschinenbau installierten 77.000 Roboter und damit 16 Prozent mehr Geräte als im Vorjahr.
Weltweit arbeiten schon heute mehr als vier Millionen Roboter, oft Hand in Hand mit Menschen. Die Faszination für die stetig neuen Entwicklungen ist groß.
Immer gilt: Einen, mehrere, Hunderte Roboter holen sich Unternehmen nicht aus Technikliebe in die Produktion, sondern aus wirtschaftlichem Kalkül. Und das geht immer häufiger auf: „Früher war die Automatisierung ein Nice-to-have, heute ist sie ein Must-have“, sagt Mladen Milicevic, Gründer von Unchained Robotics. Das Paderborner Unternehmen hilft Mittelständlern dabei, die passenden Automatisierungslösungen zu finden. Und hat im vergangenen Jahr den „MalocherBot“ auf den Markt gebracht. Dahinter stecken Komplettlösungen für populäre Einsatzzwecke wie das Palettieren, das Schleifen oder das „Picken“, also das Zusammenstellen von Warenkörben im Lager.
Die grundsätzlichen Gründe für das Robotik-Wachstum ähneln sich dabei rund um den Globus. Es geht immer um die Suche nach einer möglichst hohen Produktionseffizienz. In vielen Fällen wird diese Suche beschleunigt durch irgendeine Form von Fachkräftemangel: Entweder fehlen Beschäftigte ganz, um unangenehme, anstrengende, repetitive oder gefährliche Arbeiten zu übernehmen – oder sie fordern so hohe Stundenlöhne, dass sich ein Robotereinsatz rascher rentiert.