Anfang 2024 wurde die Jubelmeldung vom Bundesverband der Solarwirtschaft (BSW) veröffentlicht: Eine Million neu installierter Photovoltaikanlagen im Jahr 2023, die Energiewende schreitet voran. Doch Grund zum Jubeln gibt es für die Solarbranche dabei nicht. Denn diese steht vor einer schweren Krise. Richtig ist: 2023 wurden über 14 Gigawatt Leistung installiert. Doppelt so viel wie im bisherigen Spitzenjahr 2012. Der Grund für diesen Solarboom liegt in der vermeintlichen Energiekrise 2022. Zu Jahresbeginn stiegen die Energiepreise drastisch und wurden mit Kriegsbeginn in der Ukraine von den Konzernen nochmals angehoben. Die Angst vor dem Verlust einer sicheren und bezahlbaren Energieversorgung ging um. Diese Angst führte zu einer enormen Nachfrage nach Solaranlagen, weil Hausbesitzer hier eine Möglichkeit zur Selbstversorgung sahen. Hinzu kamen Engpässe bei Material und Personal. Die Folgen: Es gab prognostizierte Wartezeiten bis zu einem Jahr und die Preise stiegen um bis zu 25 Prozent. Die Verdienstaussichten sorgten für eine regelrechte Goldgräberstimmung in der Branche. Die meisten Anbieter bauten ihre Kapazitäten aus und viele Newcomer stiegen in das vermeintlich einfache rentable Solargeschäft ein. Gleichzeitig warf China seine Produktion an und flutete den europäischen Markt.
2024 ist die Angst größtenteils verschwunden und damit die hohe Nachfrage. Geblieben sind ausgebaute Kapazitäten, neue Anbieter und viel Material in den Lagern. Aufgrund der vielen Kapazitäten bei eher geringer Nachfrage ist nun ein Preiskampf entstanden. Wie passen dazu die begeisterten Meldungen der Bundesregierung von erneuten Zubaurekorden im ersten Quartal 2024? Der Photovoltaikausbau insgesamt – betrachtet man nur den Anstieg in Megawatt – schreitet voran, doch hiesige Anbieter stecken in der Krise. Wir sehen, dass vor allem Freiflächen groß aufspielen. Große Anlagen haben einen Zubau erfahren, doch bei den Anlagen unter einem Megawatt ging der Zubau um fast 50 Prozent zurück. Das problematische daran: Der Ausbau der großen Anlagen geschieht größtenteils mit in Rotterdam lagernden Modulen aus China. Die Nachfrage des Endkunden hingegen ist in etwa dieselbe wie vor der Krise, europäische Anbieter haben von dem angeblich anhaltenden Boom wenig.
Somit wird dieser Teil der Energiewende hauptsächlich auf Modulen, Wechselrichtern, Speichern, Unterkonstruktionen und sonstigen Komponenten aus Fernost aufgebaut. Für die Branche kein Grund zum Jubeln. Die Bundesregierung täte gut daran, nicht nur die absoluten Ausbauzahlen im Blick zu haben, sondern auch den Anteil europäischer Produkte zu fördern und neue Impulse für Hausbesitzer zu liefern.