VDE dialog: Was ist die ETG?
Dr. Britta Buchholz: Die ETG ist die Energietechnische Gesellschaft im VDE. Als wissenschaftliche Fachgesellschaft setzen wir uns für ein nachhaltiges, klimaneutrales, effizientes, wirtschaftliches und sicheres Energiesystem ein. Dieses Thema beleuchten wir von allen Seiten: von der Erzeuger-, Speicher- und Verbraucherseite und auch aus Perspektive der Netzbetreiber. Außerdem betrachten wir Anwendungen, zum Beispiel in den Bereichen Maschinen und Mobilität. Daneben bearbeiten wir Querschnittsthemen wie Leistungselektronik, Materialien und Schaltverhalten im Energiesystem. Hinzu kommen zunehmend Themen, die über unsere eigentliche Spezialisierung auf elektrische Energiesysteme hinausgehen. Ich denke da zum Beispiel an die Wasserstoffthematik, an Multi-Energie-Systeme oder Ähnliches.
Wann und warum wurde die Fachgesellschaft gegründet?
Die ETG wurde vor 50 Jahren insbesondere für den Wissensaustausch von Expertinnen und Experten in der Energietechnik gegründet. 1973 hatten wir eine Energiekrise, der sogenannte Ölpreisschock. Er zeigte deutlich die Abhängigkeit der Industriestaaten von fossiler Energie und damit eben auch die Abhängigkeit von bestimmten Ländern. Die Frage war damals wie heute, wie man angesichts solcher Bedrohungen eine sichere und resiliente Energieversorgung gewährleisten kann. Heute sind wir konfrontiert mit Kriegen und mit der Bedrohung durch die Erderwärmung.
Es geht bei Ihnen also vor allem auch um die Energiewende?
Zum Gelingen der Energiewende beizutragen, steht natürlich ganz oben auf unserer Agenda. Dabei geht es uns weniger um die Erarbeitung von Standards und Normen oder die konkrete Umsetzung. Dafür gibt es im VDE andere Bereiche, wie die DKE, FNN oder auch die VDE Renewables. Uns geht es als wissenschaftliche Fachgesellschaft eher darum, diese Transformation, die wir alle wollen, positiv-kritisch zu begleiten. Wir versuchen, möglichst früh zu erkennen, welche Herausforderungen und Chancen auf uns zukommen, um dann entsprechende Handlungsempfehlungen geben zu können. Für die kommenden Jahre sehen wir die Themen der Multi-Energiesysteme als wichtige Herausforderung. Ebenso die Digitalisierung – und hier besonders die Rolle der Künstlichen Intelligenz fürs Energiesystem. Insgesamt wird auch Nachhaltigkeit im Energiesystem eine immer wichtigere Rolle spielen. Das Thema bringt natürlich eine gewisse Komplexität mit sich. Insofern sind unsere aktuellen Studien an Fachleute gerichtet. Der aktuelle Vorstand hat sich zum Ziel gesetzt, auf dieser soliden Basis der Studien unsere Botschaften so zu formulieren, dass sie nicht nur von Fachleuten verstanden werden, sondern auch von Politik und Gesellschaft.