Demasius-2023

Dr. Kai-Uwe Demasius ist Chipentwickler und Unternehmer.

| Christian Thiel/VDE
30.06.2023 VDE dialog

Junge Talente: Immer wieder Chips

Vor 14 Jahren gewann Kai-Uwe Demasius bei „INVENT a CHIP“ – eine Initialzündung für seinen weiteren Werdegang: Heute entwickelt er im eigenen Start-up energieeffiziente KI-Chips.

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Zu den liebsten Freizeitaktivitäten von Jugendlichen zählen laut Shell-Jugendstudie Musik hören, Freunde treffen, im Internet surfen sowie Filme und Serien anschauen. Wenn Shell jedoch 2009 den jungen Kai-Uwe Demasius befragt hätte, wäre die Antwort aber wahrscheinlich etwas anders ausgefallen. Denn als 18-Jähriger beschäftigte dieser sich in seiner Freizeit eher mit der Messung elektrostatischer Felder. „Und da die Messgeräte dafür recht groß und unhandlich waren, überlegte ich mir damals, dass es doch gut wäre, dafür einen kleinen Chip zu haben“, erzählt Demasius, als wäre dies die normalste Fragestellung der Welt für einen jungen Mann in diesem Alter.

Und es blieb nicht bei der bloßen Überlegung. Obwohl Demasius seinerzeit auch noch sein Abitur an der altehrwürdigen Domschule in Schleswig machte, fand er trotzdem noch Zeit, einen solchen Elektrofeldmeter-Chip zu entwerfen. Überzeugt von seiner Erfindung bewarb er sich mit ihm kurzerhand bei dem Schülerwettbewerb INVENT a CHIP, von dem er aus der Zeitung erfahren hatte. Ein Engagement, das sich lohnen sollte: Demasius erhielt einen Sonderpreis für industrienahe Forschung.

Demasius-IaC-Wettbewerb

Kai-Uwe Demasius hat 2009 bei INVENT a CHIP gewonnen.

| Hannibal/VDE

Von jugendlicher Begeisterung bis zur eigenen Firma

„Die Teilnahme und der Sieg waren damals für mich ein enormer Motivationsschub“, so Demasius heute. „Der Wettbewerb hatte mich von der Mikroelektronik restlos begeistert und überzeugt, sodass ich mich dann auch im Studium auf Mikroelektronik spezialisiert habe.“ Vor allem die Vielseitigkeit der Mikroelektronik – von der Physik über die Materialentwicklung bis hin zur analogen und digitalen Schaltkreisentwicklung – hatte es ihm angetan. Und tut es noch: Nach dem Studium an der TU Dresden und der Promotion am Max-Planck Institut für Mikrostrukturphysik in Halle (Saale) gründete Demasius zusammen mit einem ehemaligen Kommilitonen vor drei Jahren in Dresden die SEMRON GmbH.

Dort entwirft das Start-up unter Ausnutzung analoger „CapRAM“-Zellen Schaltkreise, die auf einer nichtflüchtigen Speichertechnologie mit kapazitivem Kopplungsmechanismus beruht: Anders als in heutigen Computern, mit einer strikten Trennung von Speicher und Rechenwerk, können diese Zellen sowohl Daten speichern als auch Rechenaufgaben lösen – ähnlich wie die Nervenzellen im menschlichen Gehirn. Zudem sind die Chips ausgesprochen energieeffizient, sodass sie irgendwann einmal beispielsweise in Wearables eingesetzt werden und dort einen persönlichen Assistenten ermöglichen können. „Neue Wege der Interaktion zwischen Menschen werden die Zukunft bestimmen“, schwärmt Demasius.

Und was steht als nächstes an? „Aktuell arbeiten wir an einem Systemprototypen, der in der Lage sein wird, echte neuronale Netze auszuführen“, berichtet Demasius. Dafür sei kürzlich auch ein renommiertes deutsches Unternehmen überzeugt worden, eine Entwicklungspartnerschaft mit dem derzeit 9-köpfigen Start-up einzugehen. INVENT a CHIP geht also in die Verlängerung.