Fanny-2023

Die 25-jährige Fanny Rößler studiert Bioinformatik und forscht derzeit im Weltraum.

| privat
30.06.2023 VDE dialog

Junge Talente: Forschung auf der ISS

INVENT a CHIP markierte den Anfang, ein weiterer Wettbewerb für Studierende den vorläufigen Höhepunkt: Fanny Rößler greift buchstäblich nach den Sternen.

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Wäre es nicht gut, wenn man beim Betreten eines Krankenzimmers daran erinnert werden würde, sich die Hände zu desinfizieren – nicht mit einem Hinweisschild, sondern mittels eines kleinen Chips? In der Corona-Pandemie hat man gelernt, wie wichtig solche Maßnahmen sind. Doch Fanny Rößler machte sich bereits 2015 im Alter von 17 Jahren über solche Dinge Gedanken. Ausschlaggebend war hierfür zum einen ihr Interesse für die Naturwissenschaften, zum anderen aber auch, dass dieses Interesse früh erkannt und gefördert wurde. So war es Rößler bereits in der siebten Klasse an ihrem Gymnasium in Unterhaching möglich, einen naturwissenschaftlichen Weg einzuschlagen und erste Programmiererfahrungen zu sammeln. „Unsere Informatik-Lehrerin hat uns dann irgendwann einmal vorgeschlagen am Wettbewerb INVENT a CHIP  teilzunehmen, wo es tatsächlich drei Teams unserer Schule in die Praxisrunde geschafft haben,“ erzählt die heute 25-Jährige.

Zwar gewann ihr Handdesinfektions-Chip letztlich nicht den Wettbewerb, doch dies ist eigentlich auch völlig nebensächlich: Der olympische Gedanke steht bei INVENT a CHIP im Vordergrund. Denn schließlich geht es bei dem Wettbewerb vor allem um den Austausch der Teilnehmenden und zu zeigen: Es ist wichtig und relevant, was ihr da macht, bleibt an dem Thema dran!

Fanny-IaC-Wettbewerb

Mit 17 Jahren war Fanny Rößler 2015 bei INVENT a CHIP dabei.

| INVENT a CHIP

Wissenschaft im Weltall

Und Rößler blieb dran: Nach dem Abitur begann die junge Frau an der TU München Bioinformatik zu studieren. Ihr großes Ziel ist es, auch nach ihrem Masterstudium noch sehr forschungsnah zu arbeiten. „Idealerweise im Bereich Neurowissenschaften. Und wenn dann noch eine Schnittstelle zur Raumfahrt dazu kommt, wäre das der absolute Traum.“

Ein Traum, den sie in diesem Jahr allerdings ein gutes Stück nähergekommen ist: So leitet Rößler derzeit ein Projekt, das vom Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt gefördert wird. Im Zuge dieses Projekts wurde am 15. März eine Forschungsapparatur der Studierendengruppe an Bord einer Trägerrakete zur internationalen Raumstation ISS gebracht, um dort 30 Tage lang autonom betrieben zu werden. „In der Apparatur befanden sich sechs Kulturen mit menschlichen Nervenzellen“, erklärt Rößler. Untersucht würde, wie diese sich in der Schwerelosigkeit entwickeln, um mehr über degenerative Erkrankungen des Gehirns wie etwa Alzheimer zu lernen. 

Eine Besonderheit des Experiments ist auch, dass sehr viel Elektrotechnik mit im Spiel ist – für die Steuerung des Systems und die Messung der Zellsignale. Die Daten werden so voll automatisiert direkt auf der ISS gemessen, erläutert Rößler. „Das ist für biologische Experimente in der Raumfahrt unüblich, da sie normalerweise chemisch fixiert oder eingefroren zur Erde zurückgesendet und dort analysiert werden.“ In diesem Fall genüge jedoch der Versand der gemessenen Daten – worin jede Menge Potential für die künftige Weltraumforschung liegen könne, hofft die Nachwuchs-Forscherin.

Und wie kam es überhaupt, dass die Studierendengruppe die Chance bekam, ein Experiment im Weltall durchzuführen? „Wir waren eines von vier Siegerprojekten des Studierendenwettbewerbs „Überflieger 2“ der Deutschen Raumfahrtagentur im Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt“, erzählt Rößler. Die Gewinnerteams erhielten je 20.000 Euro finanzielle Unterstützung, um ihr Experiment auf der ISS realisieren zu können. Manchmal ist es eben doch ganz schön, einen Wettbewerb auch zu gewinnen.