Schon fünf Minuten Produktionsstillstand sorgen in der Automobilindustrie im Schnitt für Kosten in Höhe von 100.000 Euro. Um das zu verhindern, müssen Maschinen und Anlagen regelmäßig gewartet werden. Doch wenn dies nicht effizient geschieht, entstehen ebenfalls unnötige Kosten. Allein deutsche Produktionsbetriebe geben jährlich insgesamt 14 Milliarden Euro zu viel für Instandhaltungskosten aus. Diese Zahlen stehen in einem Leitfaden des Werkzeugmaschinenlabors (WZL) der RWTH Aachen. Das WZL beschäftigt sich darin mit Predictive Maintenance – also der vorausschauenden Wartung. Maschinen oder Geräte werden nur noch dann gewartet, wenn es wirklich notwendig ist.
Predictive Maintenance ist derzeit der Haupttrumpf, den Botschafter der Industrie 4.0 in Händen halten. Wann immer Experten gefragt werden, was denn Vernetzung und intelligente Systeme in der Fabrik bringen sollen, nennen sie dieses Schlagwort. Vor einigen Jahren und Jahrzehnten habe das noch wie Science-Fiction geklungen, heißt es im WZL-Leitfaden. Doch durch verbesserte und günstigere Sensoren, Übertragungs- und Datenspeichertechnik sei die vorausschauende Wartung heute schon in einigen Branchen Realität. Dafür sorgen auch komplexe Analyseverfahren und Algorithmen – häufig auf Basis Künstlicher Intelligenz.
In einem Forschungsprojekt mit Partnern aus der Industrie hat das WZL den Nutzen von Predictive Maintenance speziell im Zusammenhang mit Werkzeugmaschinen offengelegt. Die Unternehmen, welche die Maschinen einsetzen, profitieren von reduzierten Instandhaltungskosten, einer verbesserten Produktionsplanung und optimierten Prozessen. Auch der Werkzeugbaubetrieb kann einen Nutzen gewinnen, wenn er Wartung als Dienstleistung anbietet. Er kann damit sein Angebot erweitern, sich von der Konkurrenz abheben und die Erkenntnisse aus der Datenanalyse für die Weiterentwicklung der eigenen Produkte und Services verwenden.