Zeyen-Michael

»Die HPC-Standardisierung sollte besser heute als morgen abgeschlossen sein.«

Michael Zeyen, geschäftsführender Gesellschafter der vancom GmbH & Co. KG

| VANCOM GMBH & CO. KG
23.03.2021 Publikation

Standardisierung unter Zeitdruck

Michael Zeyen, geschäftsführender Gesellschafter der vancom GmbH & Co. KG, unterstützt und berät führende Fahrzeughersteller und Zulieferer auf dem Gebiet der Ladeschnittstelle. Als Vorsitzender der DKE Arbeitsgruppe DC-Ladung von Elektrofahrzeugen und Mitglied des European Committee for Standardization (CEN) sowie des European Committee for Electrotechnical Standardization (CENELEC) setzt er sich weltweit für die Standardisierung des High Power Charging ein.

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Welche technischen Herausforderungen gibt es beim Megawatt-Laden mit bis zu 1200 Volt?

Mit dem Ziel, Ladeleistungen von mehreren Megawatt zu realisieren, wird die Messlatte hinsichtlich der elektrischen und funktionalen Sicherheit ein ganzes Stück höher gelegt. Weitere Fragen betreffen das Handling, den Umgang mit den thermischen Verlusten und nicht zu vergessen die Notwendigkeit, am Ende wirtschaftliche Lösungen zu finden.

Was ist bei der Standardisierung des Systems zu beachten?

Wir müssen die Vielzahl von Stakeholdern so weit unter einen Hut bringen, dass sie bereit sind, sich auf einen einheitlichen Standard zu einigen. Es wäre sehr bedauerlich, wenn wir beim Megawatt Charging (MWC), ähnlich wie beim DC-Laden für Pkw, weltweit drei oder vier verschiedene und untereinander inkompatible Ladesysteme im Markt hätten. Einerseits können wir aus der Vergangenheit lernen, sprich aus unseren Erfahrungen mit dem Combined Charging System (CCS) und speziell der Variante High Power Charging (HPC), andererseits ist diese Technologie nicht beliebig nach oben skalierbar. Derartig hohe Spannungen und DC-Ströme stellen enorme Anforderungen an die Schutz- und Überwachungseinrichtungen.

Wäre das System „rückwärtskompatibel“ zum heutigen HPC-System und CCS-Stecker?

Davon ist nicht auszugehen. Das heute bekannte CCS-Stecksystem stößt hier an physikalische Grenzen. Ich denke, es wäre auch nicht sinnvoll, eine so kostspielige und systemrelevante Infrastruktur mit privaten Pkw zu strapazieren. Nichtsdestotrotz bemühen sich die Beteiligten darum, möglichst viele bewährte und bereits entwickelte Systemkomponenten weiterzuverwenden.

Wann könnte die Standardisierung abgeschlossen sein?

Besser heute als morgen, muss die Antwort lauten. Die Politik hat erkannt, welch großen Hebelarm der Schwerlast- beziehungsweise Fernverkehr hinsichtlich der CO2-Reduzierung bietet. Der Lösungsansatz des stationären MWC steht dabei im Wettbewerb zu anderen Ansätzen wie dem Laden von Nutzfahrzeugen an Oberleitungen oder der Nutzung von Wasserstoff und E-Fuels. Allerdings wäre es fatal, mit unausgereiften und international nicht abgestimmten Lösungen in den Markt zu gehen. So etwas braucht Zeit. Zu einem Ladestandard gehört auch weit mehr als eine Steckverbindung. An der zweiten Edition des Standards für Gleichstromladestationen arbeiten wir seit nunmehr sieben Jahren. Ich hoffe, dass sich das beim MWC nicht wiederholt und wir es in der halben Zeit oder schneller schaffen.

Wie bewerten Sie die deutschen beziehungsweise europäischen Aktivitäten im internationalen Vergleich?

Einerseits stehe ich voll hinter dem wirtschaftlich und politisch motivierten Ansatz, Standards für den Weltmarkt zu entwickeln. Andererseits bremst uns gerade das in der Praxis häufig aus, denn die regionalen Vorstellungen liegen oft erstaunlich weit auseinander, je tiefer man ins Detail geht. Eine Fokussierung auf die europäische und internationale Ebene macht nur dann Sinn, wenn dafür von deutscher Seite auch eine ausreichende Anzahl an Experten zur Verfügung steht. Dies ist leider immer seltener gewährleistet.

Die Fragen stellte Richard Backhaus.

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