Streamingdienste wissen, wie man Zuschauer mit Serien bei der Stange hält. Immer dann, wenn man glaubt, die Handlung steuere auf ein Ende zu, gibt es eine unerwartete Wendung. So ähnlich war es auch beim Smart-Meter-Rollout in Deutschland. Ein Überblick der bisherigen Folgen und Ausblick auf die zweite Staffel.
Folge 1: Die EU fasst einen Plan
Der Ausbau von Wind- und Solarenergie in Europa geht voran. Der Ökostrom wird billiger – aber nur dann, wenn der Wind weht oder die Sonne scheint. Damit auch Verbraucher von den Niedrigpreiszeiten profitieren können, gibt die EU im Jahr 2009 das Ziel aus, bis 2020 in den Mitgliedsstaaten 80 Prozent der Haushalte mit Smart Metern auszustatten.
Schweden hatte den Smart-Meter-Rollout bereits 2003 politisch beschlossen und war im Jahr 2009 damit fertig. In Italien waren bis 2011 rund 36 Millionen Smart Meter installiert.
Folge 2: Lohnt sich das?
Kritische Infrastruktur, Verbraucherschutz, Datensicherheit, 800 Verteilnetzbetreiber: In Deutschland kommt man schnell zu dem Schluss, dass Smart Meter ein komplexes Thema sind. Und lohnt sich der Aufwand überhaupt? Wirtschaftsminister Philipp Rösler, FDP, lässt das prüfen. Das Ergebnis: Nur in bestimmten Haushalten sollen Smart Meter eingebaut werden – zum Beispiel dort, wo der Verbrauch über 6000 kWh liegt oder Solaranlagen Strom ins Netz speisen. Damit schrumpft die Zahl der nötigen Smart Meter gewaltig. Man schreibt das Jahr 2013.
Folge 3: Seid Ihr sicher, dass das sicher ist?
Bei kritischer Infrastruktur schreibt der deutsche Staat lieber ein zweites Paar Hosenträger zum Gürtel vor. Das Bundesamt für Sicherheit und Informationstechnik (BSI), soll daher einen strengen Sicherheitsstandard erarbeiten, gemeinsam mit allen Beteiligten. Dazu gehört strikte Aufgabenteilung bei der Hardware: die moderne Messeinrichtung zählt, das Smart-Meter-Gateway kommuniziert. Im Februar 2015 liegt der erste Teil der Sicherheitsvorschriften vor. Frank Borchardt, Senior Projektmanager bei VDE FNN, bilanziert: „Die Smart-Meter-Gateways sind auf Geheimdienstniveau geschützt, besser als jedes Bankkonto.“
Ein intelligentes Messystem (kurz: iMSys): Die moderne Messeinheit ist ein digitaler Stromzähler mit Zusatzfunktionen. An eine standardisierte Schnittstelle wird das Smart Meter Gateway angeschlossen.
| Dietrich Schmidt