Ludwig Sauer fand spät zur Elektrotechnik. Als er 2017 mit 30 Jahren sein Studium begann, hatte er bereits ein Lehramtsstudium hinter sich und war schon Familienvater. Die Herausforderung, das Fach zu bewältigen, war groß. „Es wurde sehr schnell sehr anspruchsvoll“, erinnert er sich.
Ludwig Sauer stieß auf das Programm GettING Started, das die THM seit dem Sommersemester 2017 anbietet – zuerst als Vorprojekt, später als Verbundprojekt mit weiteren hessischen Hochschulen. Der Studiengang Elektro- und Informationstechnik war von Beginn an dabei, inzwischen ist die Studienvariante in elf Studiengängen an der THM verfügbar. Mit GettING Started werden die ersten drei Semester auf fünf gestreckt, für die Studierenden stehen weniger Module an. Die Modul-Entzerrung wird ergänzt um verpflichtende Zusatzveranstaltungen, in denen sich die Teilnehmenden weiterbilden können.
Programme wie dieses sollen Studierende im Studium halten und zu den späteren Fachkräften machen. „Die Elektrotechnik hat immer weniger Anfänger, die Abbrecherquote ist hoch“, sagt Cathrin Schröder, Professorin und Studiendekanin am Fachbereich Elektro- und Informationstechnik. Wenn sie merkt, dass Studierende Probleme bekommen, schickt sie sie zu der Fachbereichskoordinatorin für GettING Started. Diese spricht mit den Studierenden über ihre persönliche Situation, gemeinsam entwirft man einen Plan für das Studium.
Wer sich für das Programm entscheidet, hat nicht nur zwei Semester mehr im Grundstudium, der Praxisanteil wird vertieft, außerdem teilen Studierende aus den höheren Semestern ihr Wissen. GettING Started hat sich in den letzten Jahren zu einer festen Stütze des Studiengangs entwickelt. Rund 20 Prozent eines Jahrgangs entscheiden sich im Schnitt für die Variante. Das zugrunde liegende Verbundprojekt mit den anderen hessischen Hochschulen für angewandte Wissenschaften ist inzwischen abgeschlossen, nun wird das Angebot verstetigt.
Für die Beteiligten an der THM ist klar, dass Programme wie GettING Started eine wichtige Maßnahme gegen den Fachkräftemangel sind. „Jeder, den wir dadurch vom Studienabbruch abhalten, kann später einen wichtigen Beitrag im Arbeitsleben leisten“, meint Cathrin Schröder. Das Beispiel von Ludwig Sauer gibt ihr recht. Der Absolvent ist inzwischen bei einem Pumpenhersteller tätig und dort sehr zufrieden. „GettING Started hat mir geholfen, meinen Weg ins Berufsleben zu finden“, sagt er.