VDE dialog: Elektrotechnik ist eine deutsche Paradedisziplin. Warum ist internationale Vernetzung so wichtig?
Markus B. Jaeger: Elektrotechnik war vor 130 Jahren eine urdeutsche Disziplin. Heute sind Elektrotechnik und die immer wichtiger werdende Informationstechnik längst international. Die maßgebende Sprache der Disziplin ist Englisch. Es braucht weltweite Standards und Zertifizierungen. Deshalb ist es auch wichtig, dass wir global vernetzt sind, gehört werden und unseren Partnern außerhalb Deutschlands Aufmerksamkeit schenken.
Welche Bedeutung hat dabei die politische Arbeit?
Technologische Themen werden für Politiker nicht immer verständlich kommuniziert. Deshalb ist mein Credo ganz klar: Wir müssen Wege finden, um miteinander in einer für beide Seiten verständlichen Sprache zu sprechen. Über die persönliche Chemie gelingt es uns, Inhalte zu platzieren. Das ist wichtig, denn Ingenieure prägen maßgebend Zukunftstechnologien. Die Politik arbeitet nach dem Selbstverständnis, dass Gesetze mit einer Mehrheit geändert werden können. Aber Naturgesetze, mit denen Ingenieure arbeiten, kann man nicht per Abstimmung ändern. Die Politik aus ihrer Blase zu holen, ist für uns daher immens wichtig. Das schaffen wir nur, wenn wir über Landes-, Alters- und Geschlechtergrenzen hinweg kommunizieren. Das gilt in der Bundes- wie auch in der internationalen Politik.
Welche Ziele verfolgt dabei der Dachverband EUREL?
Bei EUREL arbeiten derzeit zwölf Elektrotechnik-, Elektronik- und Informationstechnikverbände aus elf europäischen Ländern eng zusammen. Das gemeinsame Ziel ist die Förderung des Informationsaustauschs und die Verbreitung von elektrotechnischen Inhalten – natürlich auch gegenüber der Politik. Als europaweite Dachorganisation haben wir ein Gewicht, das ein nationaler Verband allein nur sehr schwer erreichen kann. Besonders ist bei EUREL, dass wir Europa weiter fassen als etwa nur die Europäische Union, zum Beispiel ist auch Israel Mitglied. Aktuell laufen Gespräche mit dem türkischen Verband.
Welchen Stellenwert hat der VDE hierbei?
Der VDE steht nicht nur für Technologie, sondern auch für Normung und Standardisierung, für Prüfen und Zertifizieren sowie für Know-how im Bereich der Erneuerbaren Energien. Das ist vor allem in Osteuropa für die entsprechenden Verbände sehr interessant, da auch dort die Politik ein großes Informationsbedürfnis rund um Elektrotechnik hat. Der VDE hat international einen sehr guten Ruf, das liegt auch in den vielen Jahrzehnten der Vernetzung begründet. Der VDE ist seit 1972 die maßgebliche Organisation und Mitgründer bei EUREL. Als größte Mitgliedsorganisation muss der VDE laut Satzung im Board of Directors vertreten sein.
Markus B. Jaeger, Global Head of Political Affairs beim VDE und EUREL-Vorsitzender
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