Airbus´ Wasserstoffflugzeug in der Luft (Simulation)

Eine Grafik zeigt, wie das wasserstoffbetriebene Flugzeug von Airbus aussehen soll. 

| © Airbus SAS 2025
01.07.2025 VDE dialog

Meinung: Bruchlandung statt Aufbruch

Die von Airbus lang angekündigten und von der Öffentlichkeit neugierig verfolgten Pläne für ein Wasserstoffflugzeug liegen auf Eis. Damit hat Europas größter Luftfahrt‑konzern die Chance vertan, Maßstäbe bei einer Zukunftstechnologie zu setzen, findet Luftfahrt-Expertin Marte van der Graaf.

Porträtfoto von Marte van der Graaf

Marte van der Graaf arbeitet als Referentin für Luftfahrt bei Transport & Environment Deutschland. Ihre Schwerpunkte sind unter anderem nachhaltige Flugkraftstoffe und Wasserstoff- und Elektroflugzeuge.

| Transport & Environment Deutschland

Schon vor zwei Jahren warnte unser Exekutivdirektor William Todts: Airbus' Ankündigungen zu einem Wasserstoffflugzeug könnten mehr PR-Strategie als echte Transformation sein. Jetzt bestätigten sich die Zweifel. Airbus hat die angekündigten 15 Milliarden Euro nicht investiert. Weder unterstützt es eine Regulierung, die den Wasserstoffmarkt stärken würde, noch drängt es Boeing zum Einstieg in die Wasserstoffluftfahrt.

Das leise Eingeständnis: Airbus verschiebt sein Wasserstoffprojekt. Ein deutlicher Bruch mit den heldenhaften Ankündigungen der vergangenen Jahre, die Innovationen im Stil der Gebrüder Wright und Otto Lilienthals versprachen. Eine Bruchlandung statt Aufbruch. Am Ende ging es Airbus um Profit, nicht um Klimaschutz.

Wer je glaubte, Airbus würde aus freien Stücken Milliarden in eine riskante Technologie stecken, unterschätzt die Machtverhältnisse der Branche. Ein Unternehmen mit faktischer Monopolstellung agiert nur, wenn Regeln klare Anreize setzen. Jetzt heißt es, der langsame Wasserstoffmarkt verzögere das Projekt. Eine durchsichtige Ausrede. Airbus hätte selbst Impulse setzen können.

Bleibt die Frage, ob die 1,5 Milliarden Euro an öffentlichen Geldern in Frankreich gut angelegt waren. Klar ist: Statt eines „grünen Flugzeugs“ hat Airbus die Vision genutzt, um politische Entscheidungsträger zu beschwichtigen. Die Realität? Noch mehr fossile Flugzeuge am Himmel, kein Durchbruch bei Wasserstoff-, Elektro- oder Hybridantrieben. Viel Lärm um nichts.

Das Aus des Wasserstoffprogramms ist ein Weckruf: Die Wachstumsprognosen der Luftfahrt stehen im Widerspruch zu den Klimazielen. Airbus' Rückzieher verschärft diese Kluft. Die wichtigste Lehre: Ohne verbindliche Regulierung bleibt die Industrie Lippenbekenntnissen treu. Es ist nur eine Frage der Zeit, bis China ernsthaft in das Rennen um die saubere Luftfahrt einsteigt. Können wir uns wirklich eine Flugzeugindustrie leisten, die sich auf ihren Lorbeeren ausruht?

Die Regierungen müssen handeln. Wir brauchen gezielte Förderprogramme für emissionsfreie Flugzeuge, etwa durch Befreiung von Flughafengebühren, bevorzugte Start- und Landezeiten und Vorrang auf öffentlich finanzierten Strecken. Elektroantriebe sollten in der EU-Regulierung stärker honoriert werden als Biokraftstoffe. Zudem müssen neue Technologien schneller zertifiziert werden.

Die Ära großer Versprechen ist vorbei. Jetzt zählt nur noch, was tatsächlich umgesetzt wird. Die entscheidende Frage lautet: Wird die aktuelle deutsche Regierung den Mut haben, Airbus an seinen Taten zu messen – oder lässt sie sich wie bisher von schönen Worten ablenken?

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