Diese Technologie schafft eine echte Win-win-Situation: Elektroautos können mithilfe ihrer Batterie Strom nicht nur aufnehmen, sondern auch speichern und wieder ans Netz abgeben. So kann die Nutzung von erneuerbaren Energien optimiert werden, lokale Lastspitzen werden abgemildert. Ein Plus für die Besitzer der Autos: Es winken Erlöse für die Bereitstellung dieser Netzdienstleistung.
In Frankreich ist die Verheißung schon Wirklichkeit geworden. Hier ist das erste Endkundenprodukt für Vehicle-to-Grid (V2G) in Europa seit wenigen Monaten auf dem Markt: Käufer eines Renault 5 können mit einem dedizierten Wallbox-Modell des Autoherstellers am Strommarkt teilnehmen. Elf Cent erhalten Kunden für jede Stunde, die ihr E-Auto mit dem Netz verbunden ist und als Puffer zur Verfügung steht. Allerdings handelt es sich dabei um eine Insellösung, die nur mit diesem Hardware-Doppel und einem speziellen Stromtarif funktioniert. An der Realisierung beteiligt ist das Münchner Unternehmen The Mobility House. Geschäftsführer Marcus Fendt betont den Leuchtturmcharakter der Zusammenarbeit mit Renault. „Kunden in Frankreich erhalten mit den Erlösen aus V2G Strom für gut 10.000 Kilometer umsonst, wenn das Fahrzeug 13 Stunden pro Tag mit dem Netz verbunden ist.“
Warum gibt es so etwas in Deutschland noch nicht? Ylber Azemi, Projektleiter VDE ETG / Mobility, begründet dies unter anderem damit, dass erst die Standards geschaffen werden müssten, damit V2G flächendeckend und herstellerübergreifend nutzbar ist: „Interoperabilität ist das Stichwort“, sagt er, „V2G muss in Deutschland sicher und zuverlässig umsetzbar sein, mit Blick auf den internationalen Markt entwickeln wir jedoch Standards, die global anwendbar sind, denn unsere Lösungen sollen weltweit einsetzbar sein. Und so weit sind wir in der Normung noch nicht, da wir auf standardisierte Prozesse und Fristen Rücksicht nehmen müssen.“ Technologisch ist das bidirektionale Laden bereits möglich, so können E-Autos per Vehicle-to-Load (V2L) Strom direkt aus der Fahrbatterie auch an größere Verbraucher mit bis zu 3,6 kW abgeben, wie etwa an einen Elektrogrill, einen Bohrhammer oder eine Heckenschere.
Bidirektionales Laden mit E-Auto, Solarzellen und Energiespeicher an einem Wohnhaus.
| Polestar