fortschrittliche Festkörperbatterietechnologie, die das nächste Elektroauto mit futuristischen Designelementen antreibt
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01.04.2025 VDE dialog

Feststoffbatterien: Aufholjagd

Als einer der aussichtsreichsten Ansätze für die Elektromobilität der nächsten Generation gilt die Feststoffbatterie. Wie so oft hat China hierbei die Nase vorn. Doch eine Studie der RWTH Aachen zeigt nun, wie Europa aufholen könnte.

Anfang 2018 forderte der Automobilexperte Prof. Dr. Stefan Bratzel in einem Meinungsbeitrag im VDE dialog, dass Europa dringend eine eigene Batteriezellenproduktion aufbauen müsse. Dies solle jedoch nicht mehr mit normalen Lithium-Batterien geschehen – da sei der Rückstand zu China ohnehin nicht mehr aufzuholen –, sondern mit der nächsten Generation: den Festkörperzellen.

Sieben Jahre später gibt es in Europa noch keine ernsthaften Anbieter von Feststoffbatterien. Immerhin hat der Lehrstuhl „Production Engineering of E-Mobility Components“ (PEM) der RWTH Aachen aber jetzt eine Konsortialstudie zur künftigen Herstellung von Festkörperbatterien abgeschlossen. Gemeinsam mit Industriepartnern untersuchte das Team zentrale Herausforderungen und Alleinstellungsmerkmale für die heimische Produktion. Ziel ist es, eine europäische Alternative zur kürzlich angekündigten „China All-Solid-State Battery Collaborative Innovation Platform“ (CASIP) zu entwickeln.

Der Studie zufolge entstehen derzeit weltweit Partnerschaften zur Kommerzialisierung von Festkörperbatterien, die jeweils eigene Ansätze verfolgen. Während man sich in Europa und den USA hauptsächlich auf Polymer- und Hybrid-Elektrolytsysteme konzentrierte, würden in Asien und dort vor allem in China zunehmend sulfidbasierte Systeme erforscht. Bis 2035 könnten Festkörperbatterien mit einer potenziellen Gesamtleistung von bis zu 1200 Gigawattstunden bereits einen bedeutenden Anteil am globalen Batteriemarkt ausmachen. Das Umsatzpotenzial liegt dann voraussichtlich bei 550 Milliarden Euro, so die Studie. Das heißt, selbst ein kleiner Anteil daran könnte sehr attraktiv sein.

„Die Festkörperbatterietechnologie bietet eine enorme Chance für die Batterieindustrie in Deutschland und Europa – besonders für den Maschinen- und Anlagenbau“, betont PEM-Projektleiter Jan Felix Plumeyer. „Der Fokus für den Durchbruch der Technologie liegt zunehmend auf Skalierbarkeit und effizienter Herstellung. Gemeinsam haben wir die Ressourcen und Kompetenz, um diese Herausforderungen in wirtschaftliche Potenziale zu wandeln und die Wettbewerbsfähigkeit der gesamten lokalen Batteriewertschöpfungskette zu stärken.“

Das sieht Stefan Bratzel auch heute noch so, selbst wenn inzwischen viel Zeit verspielt worden sei. „Vor Jahren waren die Chancen noch größer – im Sinne eines Technologiesprunges –, bei der Festkörperzelle wieder auf Augenhöhe mit China zu kommen“, so der Direktor des Center of Automotive Management der FH in Bergisch-Gladbach gegenüber dem VDE dialog. Inzwischen sei China eben auch bei den neuen Batteriegenerationen harter Wettbewerber. Aber: Besser spät als nie.

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