Eine fröhliche Lehrkraft, die sich mit einer heterogenen Gruppe von Schülern in einem Klassenzimmer auseinandersetzt.
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01.04.2025 VDE dialog

Meinung: Begleiten, zuhören und ermutigen

Eine wachsende Zahl Elektrotechnik-Studierender tut sich schwer mit den mathematisch-physikalischen Grundlagen. Die Ansprüche zu senken ist weder hilfreich noch zielführend. Stattdessen versucht Prof. Dr. Nilüfer Baba mit ihren Kollegen, ihre Studierenden mit innovativen Lernangeboten durch die ersten Semester zu begleiten.

Porträtfoto von Prof. Dr. Nilüfer Baba.

Prof. Dr. Nilüfer Baba unterrichtet ingenieurwissenschaftliche Grundlagen an der Fakultät für Elektrotechnik an der Hochschule Mannheim.

| Privat

Zur Wahrheit gehört es, dass es ein gelingendes und erfüllendes Studium der Elektrotechnik ohne die Aneignung eines gewissen Maßes von mathematisch-physikalischen Fertigkeiten nicht gibt. Wir bemerken allerdings, dass die Kenntnisse, die Studierende aus der Schule mitbringen, sehr heterogen sind. So gibt es immer eine Gruppe von Studienanfängerinnen und -anfängern, die sich leichttut und erfolgreich den Lernstoff bewältigt. Aber es gibt auch Studierende, die sich wegen der aus der Schule oder biographisch mitgebrachten Defizite mit Schwierigkeiten konfrontiert sehen. Das kann für einige Studierende zu einer Überforderungssituation führen.

Wie viele andere Einrichtungen bieten auch wir Tutorien an. Wir haben speziell für Mathematik in der Elektrotechnik eine Veranstaltung, die von einer Kollegin angeboten wird. Die Studierenden legen zu Beginn einen Einstufungstest ab. Dabei kann herauskommen, dass sie eine Art Förderunterricht benötigen. Dann wird in kleinen Gruppen versucht, die Wissenslücken zu schließen. Dazu gehören digitale Tests, Hausaufgaben und gemeinsame Übungen, die in der Veranstaltung stattfinden. Die Lücken sind zum Teil groß – dann ist es für die Studierenden eine Herausforderung, neben dem Vorlesungsstoff auch noch die mathematischen Grundlagen nachzuholen. Wir möchten die Studierenden befähigen und ermutigen, auf ihr Lernziel hinzuarbeiten und ihre Selbstwirksamkeit an den kleinen oder großen Erfolgen zu erleben. Das versuchen wir mit neuen pädagogischen Ansätzen.

Ich gebe Vorlesungen nach dem kollaborativen Ansatz von EduScrum. Ich halte nicht ausschließlich Frontalunterricht, sondern gebe immer wieder Aufgaben. Der Stoff wird in kleine Sprints aufgeteilt. Wir versuchen, das Ganze übersichtlicher zu gestalten. Es gibt Kleingruppen, in denen die Studierenden Aufgaben lösen. Zwischendurch finden Tests statt. Die sind tatsächlich sehr beliebt, denn dadurch bekommen die Studierenden früh ein Feedback, ob sie einen Stoff bereits gut können oder ob sie nacharbeiten müssen, bevor sie in die finale Klausur gehen. Ich schlüpfe dabei ein bisschen in die Rolle eines Coaches. Das ist für mich als Dozentin sehr aufwendig. Ich nehme diesen Aufwand wie viele weitere Kollegen auf mich, weil ich den Studierenden helfen will. Die vielen positiven Rückmeldungen von Studierenden bestärken uns auf diesem Weg.

Aktuell haben wir an der Hochschule einen exzellenten Betreuungsschlüssel. Ich kenne von vielen Studierenden den Namen und ihren Werdegang. Dadurch kann ich sie häufig gut beraten und Tipps für das individuelle Lernen geben. Wir freuen uns, wenn dann Studierende flügge werden, ihren Lernstil finden und eigenständig das Lernen mit Kommilitonen organisieren.

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