Wenn die Energiewende erfolgreich sein soll, brauchen wir Batteriespeicher. Europa läuft allerdings Gefahr, sich bei entsprechenden Schlüsseltechnologien in eine starke Abhängigkeit zu begeben. Schon heute kontrollieren laut Internationaler Energieagentur chinesische Firmen weite Teile der Batteriewertschöpfungskette: Weit über die Hälfte der Metalle wie Lithium, Kobalt und Graphit wird in China verarbeitet.
Noch sind Deutschland und die EU bedeutende Standorte für Batterieproduktion und -forschung. Doch die Bundesregierung hat eine Entscheidung getroffen, die die Wettbewerbsfähigkeit gefährdet, und die Förderung massiv gekürzt. Ab 2025 werden keine neuen Batterieforschungsprojekte mehr durch das Bundesministerium für Bildung und Forschung gefördert.
Dabei stehen europäische Akteure schon jetzt stark unter Druck. Chinas Fertigungsmenge für Lithium-Ionen-Batterien hätte die weltweite Nachfrage allein decken können. Diese Macht führt zu einem starken Preisverfall.
Es braucht eine Strategie, diese zu durchbrechen. Durch Kreislaufwirtschaft und Innovationen können Deutschland und Europa ihre Abhängigkeiten reduzieren und nur so weiter eine entscheidende Rolle in Batterie-Wertschöpfungsketten spielen. Second-Life-Batterien, die ihr erstes Leben in E-Autos verbracht haben, sind bereits millionenfach in Europa – und weiterhin leistungsfähig. Ihr zirkularer Einsatz verringert den Bedarf an Rohstoffen, neuen Batterien und Lieferketten und somit Abhängigkeiten von chinesischen Unternehmen.
Deutschland und Europa müssen schnell in Aktion kommen, damit dem Batterie-Ökosystem nicht das gleiche Schicksal wie der Solarindustrie blüht. Drei Handlungsfelder sind dafür wichtig:
Erstens muss die Bundesregierung eine Speicherstrategie verabschieden, die die Kreislaufführung von Batterien zentral verankert. Der bisherige Entwurf des zuständigen Ministeriums unterschätzt den Nutzen zirkulärer und Second-Life-Batterien für die Speicherstrategie.
Zweitens sollten zirkuläre und Second-Life-Batterien aus Europa in Ausschreibungen und im Beschaffungswesen durch eine stärkere Gewichtung qualitativer Kriterien bevorzugt werden. Der EU Net Zero Industry Act (NZIA) fordert die Förderung nachhaltiger Technologien, was die Wiederverwendung und Effizienz der europäischen Batterieindustrie stärkt und den CO2-Fußabdruck senkt. Second-Life-Batterien sollten demnach im Zuge des EU-Durchführungsaktes sowie in der nationalen Umsetzung des NZIA als Erfüllungsoption definiert werden.
Drittens muss die Bundesregierung dringend die Forschung zu innovativen Batterietechnologien und Recyclingverfahren stärken, um den Trend der letzten Jahre umzukehren.
Nur mit Kreislaufwirtschaft und Innovation bleibt Deutschland im Wettbewerb um die Batterieindustrie der Zukunft konkurrenzfähig.