Der Schrottplatz als Startpunkt für das nächste Leben: Hier werden heute schon alte Autos in Einzelteile zerlegt, so gut wie möglich getrennt nach den verschiedenen Werkstoffen. Doch zurück in die Fahrzeugfertigung schafft es das Material nicht. Noch nicht: Das Forschungsprojekt „Car2Car“, an dem unter anderem die TU München, der Autokonzern BMW oder Stahlhersteller wie Aurubis oder thyssenkrupp beteiligt sind, will herausfinden, ob sich Aluminium, Stahl, Glas, Kupfer und Kunststoff so kleinteilig und sortenrein herausfiltern lassen, dass sie wieder für den Automobilbau verwendet werden können. Das Ziel: eine Art ewiger Kreisverkehr für Karosserie und Co.
Die Branche verspricht sich von dem ambitionierten Vorhaben mehrere Vorteile. Zum einen sichern sich Zulieferer und Hersteller den Zugriff auf wichtige Materialien, die sonst über komplexe und anfällige Beschaffungswege organisiert werden müssen. Zum anderen profitiert die Umwelt davon, dass nicht für jedes neue Fahrzeug neue Rohstoffvorhaben angezapft werden müssen. „Eine stärkere Kreislaufwirtschaft, die Ressourcen schont und wiederverwertet, ist ein wichtiger Schritt hin zur Klimaneutralität und sichert gleichzeitig Lieferketten ab“, sagte Michael Kellner, parlamentarischer Staatssekretär im Bundeswirtschaftsministerium von den Grünen, zum Start des „Car2Car“-Projektes im Frühjahr 2023.
Die EU will das Wirtschaftswachstum von der Ressourcennutzung entkoppeln
Nicht nur im Fahrzeugbau: Immer intensiver arbeiten Unternehmen daran, Rohstoffe und Materialien länger zu verwenden. Gehen einzelne Komponenten kaputt, soll das nicht gleich das Ende eines Produktes bedeuten. Und wird ein Gegenstand als Ganzes aussortiert, soll es für dessen Einzelteile weitergehen. Aus Einbahnstraßen – von der Produktion in die Müllverbrennungsanlage – werden so im Idealfall geschlossene Kreisläufe. Noch ist das die Ausnahme. In der EU werden aktuell weniger als zwölf Prozent der verwendeten Materialien wiederverwendet, Deutschland liegt nur knapp über dem Unions-Schnitt. Das ehrgeizige Ziel: Bis zum Jahr 2030 sollen 23,4 Prozent der innerhalb der EU verarbeiteten Materialien aus sogenannten Sekundärrohstoffen bestehen.
Eine Mammutaufgabe, die Politik und Gesellschaft ebenfalls fordert. Denn sie bringt mit sich, dass sich über Jahrzehnte ausdefinierte Abläufe ändern müssen. „Das Thema ist so groß, dass es niemand in seinem individuellen Silo schaffen kann“, sagt Dr. Carsten Gerhardt, Geschäftsführer der Initiative „Circular Valley“, die Konzerne, Mittelständler und Start-ups zusammenbringt und mit der Politik vernetzt. Dabei verschieben sich die Begriffe: Lange deckte die Überschrift Recycling vieles ab. Das Schlagwort Kreislaufwirtschaft setzt ebenfalls bei der Verwertung von Materialien an, umfasst aber auch das Vermeiden von Abfällen und eine neue Verwendung.