Robotik boomt. Der Branchenverband International Federation of Robotics (IFR) berichtet von einem Allzeithoch. Innerhalb eines Jahres sind laut World Robotics Report 2022 weltweit rund eine halbe Million Roboter installiert worden. Dies entspricht einer Wachstumsrate von 31 Prozent im Vergleich zum Vorjahr und übertrifft den Rekord der Zahl der Roboterinstallation im Jahr 2018 um 22 Prozent. Einer der Gründe für den Trend: Die Systeme lassen sich immer einfacher einsetzen. Die Hürden, Roboter in Betrieb zu nehmen und zu trainieren, sind kleiner geworden. Einen bedeutenden Anteil daran haben Start-ups aus Deutschland.
Hierzulande arbeitet eine ganze Reihe von Unternehmen daran, dass die Nutzung von Robotern nicht mehr Experten vorbehalten ist – mit unterschiedlichen Ansätzen. Es gibt Hersteller, die eigene Roboter produzieren, wie NEURA Robotics. Das Start-up aus Metzingen entwickelt Roboter, die mithilfe von Künstlicher Intelligenz (KI) und viel eingebauter Sensorik in der Lage sind, mit Menschen zusammenzuarbeiten, ohne sie zu gefährden. Schutzzäune oder Käfige sind nicht mehr nötig. Diese Neuerung ist derzeit generell in der Robotik zu beobachten.
Weiterer Vorteil: Die Roboter von NEURA müssen auch nicht mehr aufwendig trainiert werden. "Wir können unserem Roboter ein Bauteil hinlegen und sagen: Diese Ecke muss geschweißt werden", erklärt CEO David Reger. "Er schaut sich das kurz an und weiß dann, was er zu tun hat – zum Beispiel, in welchem Winkel und in welcher Geschwindigkeit er schweißen muss."
Die jungen Robotikfirmen besetzen mit ihren Angeboten eine Nische, die von den etablierten Herstellern oft vernachlässigt wird, meint Helmut Schmid, Vorstand des Deutschen Robotikverbands. Große Industrieunternehmen hätten ihre eigenen Robotikexperten, um entsprechende Anwendungen umzusetzen. In kleineren Firmen fehlen solche Fachkräfte jedoch häufig. Für diese kommen einfache Lösungen wie gerufen. "Wir haben in Deutschland eine tolle Start-up-Szene, die mit ihren Technologien die Usability in den Mittelstand bringt", so Schmid. Und der Großteil der deutschen Industrie komme schließlich aus dem Mittelstand. Die Technik wird für die Masse verfügbar. Deswegen spricht nicht nur Schmid von einer Demokratisierung der Robotik.