Die viel zitierte Zeitenwende ist nicht nur in der Sicherheits- und Außenpolitik zu spüren, sondern auch in der Energiepolitik. So bezeichnete Bundesfinanzminister Christian Lindner (FDP) schon unmittelbar nach dem russischen Angriff auf die Ukraine erneuerbare Energien als „Freiheitsenergien, weil sie uns unabhängig machen“ und machte deutlich, dass Deutschland energiepolitisch stärker auf eigenen Beinen stehen müsse. Und eben nicht allein aus klimapolitischen Gründen. Eine bedeutende Rolle soll bei solchen Bemühungen laut den überarbeiteten Regelungen des Erneuerbare-Energien-Gesetzes (EEG) der Photovoltaik zukommen. Im ersten Halbjahr 2022 stammten 11,2 Prozent des eingespeisten Stroms aus Solarkraft. Mehr grünen Strom lieferte nur die Windenergie (25,7 Prozent). Doch die Photovoltaik soll aufholen: Laut EEG 2023 sollen bis 2030 jährlich 22 Gigawatt installierte Leistung dazukommen – Ziel ist vorerst eine Gesamtleistung von rund 215 Gigawatt im Jahr 2030. Zum Vergleich: Bisher plante die Bundesregierung gerade mal mit einem jährlichen Zubau von 4,6 Gigawatt.
Der geplante Ausbau ist kein leichtes Unterfangen: Denn der Krieg in der Ukraine, die Folgen der weltweiten Corona-Pandemie, aber auch neue Kontaktbeschränkungen in China haben zu spürbaren Material- und Lieferengpässen bei elektronischen Bauteilen geführt. Betroffen hiervon ist auch die Photovoltaikindustrie. Die SMA Solar Technology AG, ein Hersteller von Solar-Wechselrichtern, klagte beispielsweise im August über eine Unterversorgung mit elektrischen Bauteilen und reduzierte – trotz der überaus starken Auftragslage – die Geschäftsprognose.