Wenn der Strom ausfällt, Telefon und Internet nicht funktionieren oder Ärzte keinen Zugriff auf Patientendaten haben, trifft das unser Gemeinwesen empfindlich. Kritische Infrastrukturen gewährleisten die Versorgung und Sicherheit eines Staates. Zu ihnen gehören per Definition der Nationalen Strategie zum Schutz kritischer Infrastrukturen (KRITIS-Strategie) aus dem Jahr 2009 unabhängig von ihrer Größe alle Organisationen aus den Bereichen Energie, Gesundheit, Informationstechnik und Telekommunikation, Transport und Verkehr, Medien und Kultur, Wasser, Finanz- und Versicherungswesen, Ernährung und Staat und Verwaltung. Ihre Betreiber müssen diese besonders schützen – unter anderem vor Cyberangriffen. Denn die IT ist ein sensibler Punkt. Sie ist das Nervensystem der kritischen Infrastrukturen. Wird sie angegriffen, kann das zu „nachhaltig wirkenden Versorgungsengpässen, erheblichen Störungen der öffentlichen Sicherheit oder anderen dramatischen Folgen führen“, wie das Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) in seinem Lagebericht zur IT-Sicherheit in Deutschland schreibt.
Verletzlichkeit macht erpressbar
Beispiele zeigen, wie ernst die Bedrohung zu nehmen ist. So wurde etwa das Universitätsklinikum Düsseldorf im September 2020 Opfer eines Ransomware-Angriffs. Dabei werden Daten verschlüsselt, um das betroffene Unternehmen zu erpressen. Das Krankenhaus musste sich aufgrund des Ausfalls zentraler Systeme tagelang von der Notfallversorgung abmelden. Planbare und ambulante Behandlungen wurden abgesagt oder verschoben. Die Süddeutsche Zeitung berichtete, dass eine Patientin starb, die wegen des Angriffs auf die Server in ein weiter entferntes Krankenhaus gebracht werden musste.
Ransomware kam auch beim Angriff auf eine US-Pipeline in den USA zum Einsatz. Der Betreiber Colonial Pipeline unterhält ein Netz von circa 8000 Kilometern und nimmt eine Schlüsselposition bei der Versorgung von Verbrauchern mit raffinierten Produkten entlang der Ostküste ein. Als Folge des Angriffs schaltete Colonial Pipeline sein Verwaltungsnetz ab und setzte den Betrieb der Pipeline aus. Dies sorgte für regionale Engpässe und Hamsterkäufe beispielsweise von Benzin.
Die Experten des BSI halten es für möglich, dass ein vergleichbarer Cyberangriff auch in Deutschland passieren könnte – auch wenn das Amt klarstellt, dass IT-Angriffe auf hiesige Energieversorgungsunternehmen bisher lediglich die Office-Systeme zum Ziel hatten. Die kritischen Dienstleistungen seien jeweils aufrechterhalten worden.