Das Image von Künstlicher Intelligenz (KI) könnte besser sein. Zwar werden die Chancen ständig gepriesen. Doch gleichzeitig schwingt dabei auch etwas Bedrohliches mit. KI wird häufig als mysteriös, als unheimliche Macht gesehen. Berichte von diskriminierenden Algorithmen fördern dieses Bild. So sorgten Fälle in der Vergangenheit für Aufsehen, in denen KI-Systeme Menschen bestimmter Herkunft benachteiligten – zum Beispiel wenn sie von Banken bei der Kreditvergabe oder von Unternehmen im Recruiting eingesetzt wurden.
Die Ursache dafür konnten erst eingehende Studien offenlegen. In vielen dieser Fälle waren es die Trainingsdaten, die quasi selbst schon Diskriminierungen in sich trugen. Diese wurden von der KI dann nur weiter verfestigt.
Es gibt eine grundsätzliche Herausforderung: Häufig lässt sich bei KI nicht nachvollziehen, wie diese zu ihrem Ergebnis kommt. Denn solche Systeme werden nicht klassisch programmiert, sondern trainiert. Und je komplexer die KI, desto intransparenter sind ihre Entscheidungswege. Neuronale Netzwerke, die beim Deep Learning verwendet werden, sind quasi eine Black Box. Das macht das Vertrauen in entsprechende Lösungen schwierig.
Explainable AI – also erklärbare KI – ist daher ein Feld, mit dem sich derzeit viele Unternehmen, Forschungsinstitute und Initiativen beschäftigen. Es gibt verschiedene Ansätze, um die Black Box transparenter zu machen oder zumindest Wege zu finden, das Vertrauen in die KI zu stärken. So hat zum Beispiel IBM ein Set aus verschiedenen Werkzeugen zusammengestellt, die KI-Entscheidungen nachvollziehbar machen sollen. Die Lösung mit dem Namen AI Explainability 360 nutzt unterschiedliche Ansätze, weil auch wir Menschen im Alltag Entscheidungen auf verschiedene Arten erklären. Wir nutzen etwa Beispiele und Gegenbeispiele, arbeiten mit Regeln oder heben bestimmte Charakteristika hervor. Einem Arzt beispielsweise, der KI für seine Diagnosen nutzt, hilft es, wenn ihm bestimmte Fälle gezeigt werden, die dem aktuellen ähnlich sind oder sich von diesem komplett unterscheiden. Ein Bankkunde, dessen Kreditantrag abgelehnt wurde, wird wissen wollen, nach welchen Regeln dies geschehen ist und was er ändern muss.