Der Begriff Cyborg bezeichnet ein Mischwesen aus biologischem Organismus und Maschine. Von solchen Mischwesen ist gerne mal die Rede, wenn Menschen mit modernen Prothesen ausgestattet werden oder sich Werker in der Fabrik roboterartige Geräte um den Körper schnallen. Von einem Cyborg, wie man ihn aus dem Kino kennt, sind solche Technologien zwar noch weit entfernt. Kompatibilität zwischen Körper und technischem Hilfsmittel herzustellen, ist eine komplexe Angelegenheit. Für den Menschen gibt es schließlich keine USB-Schnittstelle.
Trotzdem sind die Möglichkeiten, mithilfe von Mechanik und Elektronik verlorene Gliedmaßen zu ersetzen oder Muskeln zu unterstützen, in den vergangenen Jahren erstaunlich gewachsen. So werden Prothesen leichter und lassen sich zunehmend besser an den menschlichen Körper anpassen. Dazu trägt unter anderem die 3-D-Drucktechnik bei. Die additive Fertigung macht Leichtbau-Geometrien möglich. So hat zum Beispiel Hersteller Open Bionics dank der Technologie das Gewicht seiner Armprothesen um 30 bis 50 Prozent reduzieren können, wie CEO Joel Gibbard in einem Blog-Post auf der Firmen-Website schreibt.
Mit dem 3-D-Druck lassen sich auch Designs herstellen, die mit klassischen Verfahren gar nicht oder nur sehr aufwendig umgesetzt werden können. Beispiel dafür ist der Hero Arm von Open Bionics. Dieser sieht anders aus als herkömmliche Modelle, die sonst eher versuchen, dem menschlichen Arm zu ähneln. Der Hero Arm lässt sich dagegen in ein Körperteil von Iron Man, einem Star-Wars-Roboter oder einem Helden aus dem Disney-Film Frozen verwandeln. Die verschiedenen Designs werden per Magnet an der Prothese befestigt. Daneben bringt der 3-D-Druck auch funktionale Verbesserungen, etwa dass sich der Schaft einer Prothese so fertigen lässt, dass er besser am Stumpf fixiert werden kann – zum Beispiel, weil die Oberfläche des Materials entsprechend strukturiert wird.
Auch Dr. Urs Schneider sieht den Einsatz des 3-D-Drucks in der Prothetik als sinnvoll an, vor allem wenn sich damit Funktionen integrieren oder neue Geometrien herstellen lassen. Schneider ist Leiter der Abteilung Biomechatronische Systeme am Fraunhofer-Institut für Produktionstechnik und Automatisierung (IPA). Noch allerdings, betont er, würden die Möglichkeiten der Technik nicht ausgeschöpft.