Und was halten Sie von dem Konzept einer Fusionsrakete, die eine iranisch-amerikanische Physikerin jüngst im Journal of Plasma Physics vorgestellt hat – mit maximalen Austritts-Geschwindigkeiten von immerhin 500 Kilometern pro Sekunde?
Da bin ich deutlich skeptischer. Im Prinzip ist das ja ein riesiger Plasma-Antrieb. Viel kleinere dieser Triebwerke haben wir heute bereits in unseren Satelliten im Einsatz. Die produzieren einen Schub von wenigen hundert Millinewton und brauchen dafür vielleicht zehn oder 20 Kilowatt elektrische Leistung. In dem Konzept wird jedoch davon ausgegangen, dass man dafür zehn Megawatt elektrische Leistung hätte. Ich kann mir beim besten Willen nicht vorstellen, wo die herkommen sollte.
Die Satelliten werden mit Sonnenenergie versorgt.
Genau. Aber die wird für ein großes Raumschiff bei weitem nicht ausreichen. Selbst wenn es gelänge, einen Wirkungsgrad von 100 Prozent zu haben und ich all meine elektrische Energie in kinetische Energie umwandeln könnte, bräuchte ich immer noch eine immens große Energiequelle in dem Raumfahrzeug – zum Beispiel einen Kern- oder Fusionsreaktor. Und das ist zumindest auf absehbare Zeit eher unrealistisch, selbst wenn in dieser Richtung natürlich auch schon geforscht wird.
Und was heißt das für die Mars-Raumfahrt?
Eigentlich nichts. Zum Mars wird man auch künftig bemannt mit chemischen Triebwerken fliegen, diese braucht man insbesondere zum Landen und Starten. Das gilt auch für Elon Musk und seine Starships. Er setzt allerdings auf Methan und Sauerstoff. Beides kann – so zumindest die Hoffnung – auch auf dem Mars hergestellt werden. Seine Idee ist, dass er auf dem Mars nachtanken kann, um wieder zurückfliegen zu können.
Das heißt die ganzen neuen Antriebe braucht man eigentlich nur für interstellare Flüge?
Genau. Mit der heutigen Technologie können wir uns nur in Erdnähe, maximal in unserem Sonnensystem bewegen. Wir werden es aber nicht wirklich verlassen können. Zumindest nicht in Lebzeiten von Menschen. Um da wirklich etwas ändern zu wollen, sind wir wieder bei den erwähnten Breakthrough-Konzepten. Dazwischen gibt es nichts. Und das ist das Traurige an der Sache.
Die Fragen stellte Martin Schmitz-Kuhl.