UVC Partners investiert in technologiebasierte Start-ups. Aus welcher Stadt kommen die meisten von ihnen?
Wir finanzieren Unternehmen aus dem ganzen DACH-Bereich, aber die allermeisten – mindestens die Hälfte – kommen aus München. Drei Beispiele: Twaice, die auf Batterieanalytik spezialisiert sind. Blickfeld, die LiDAR-Sensoren für das autonome Fahren entwickeln. Und Konux, die an der Digitalisierung des deutschen Bahnnetzes arbeiten.
Wie kommt dieses München-Übergewicht? Nach einer EY-Studie sitzen 64 von 100 Tech-Start-ups in Berlin. Liegt Ihre Ausrichtung vielleicht daran, dass Sie selbst ihren Sitz in Bayern haben?
Nein, wir haben auch ein Office in Berlin, daran liegt es sicher nicht. Es ist wohl eher eine Frage, was man alles als „Tech-Start-up“ bezeichnet, letztlich ist ja alles im Start-up-Bereich irgendwie Tech. Unsere Definition ist da einfach etwas enger und wir sind eher auf den Bereich Industrie 4.0, B2B-Software, Mobility und Smart City fokussiert und nicht so sehr auf den E-Commerce-Bereich, der in Berlin sehr stark ist.
Also gilt doch das Vorurteil, dass in Berlin eher Low-Tech beheimatet ist?
Da muss man aufpassen! Es gibt bei E-Commerce nicht nur Low-Tech-Anwendungen, gerade wenn es zum Beispiel in Richtung Künstliche Intelligenz geht. Das ist durchaus anspruchsvoll, was in Berlin teilweise entwickelt wird. Ich würde bei der Unterscheidung zwischen Berlin und München eher zwischen B2B und B2C unterscheiden: Während sich in Berlin die Start-ups mit ihren Dienstleistungen meist direkt an den Consumer wenden, ist in München viel mehr das B2B-Geschäft stark – also wenn es darum geht, Komponenten, Produkte und Systeme an andere Firmen zu verkaufen.
Wieso gibt es solche Unternehmen nicht genauso in Berlin?
Das Problem für Berliner Start-ups fängt bereits damit an, dass die Kunden im Umland fehlen, denen man etwas verkaufen könnte oder mit denen man im Vorfeld schon irgendwelche Projekte machen könnte. Das ist in München mit der ganzen Industrie – von Siemens bis BMW – doch etwas ganz anders. Hinzu kommen die ganzen Forschungseinrichtungen. Insgesamt haben Sie in München eine ganz andere Community: Ingenieure und Techniker, die sich untereinander austauschen und vernetzen können. Das macht am Ende viel aus!
Unterscheiden sich die Münchner Start-ups auch ansonsten von den Berlinern?
Es gibt durchaus auch einen Unterschied bei den Mentalitäten. Etwas an die Masse von Consumern verkaufen zu wollen, ist etwas ganz anderes, als andere Ingenieure von dem eigenen Produkt überzeugen zu müssen. In dem einen Fall braucht man eher ein Gespür für Brandbildung und Marketing. Im anderen Fall braucht man gute Ingenieure mit guten Kontakten, die eine gemeinsame Sprache sprechen und technische Lösungen für ein Problem finden.
Das spricht also aus Ihrer Sicht alles eher für München?
Naja, eines hat Berlin schon: Dort gibt es sehr kreative, unkonventionelle Gründer. Wo der Münchner tendenziell etwas bodenständig und solide ist, ist der Berliner vielleicht einfach auch etwas wagemutiger. Solche Köpfe zu haben, kann durchaus von Vorteil sein.