Die Corona-Pandemie hat die Schwächen in Sachen Digitalisierung hierzulande offengelegt. Ein Problem, das schon vorher für viel Diskussionsstoff sorgte, ist dabei die Netzabdeckung in Deutschland. Noch immer gibt es zu viele weiße Flecken, in denen Internetnutzer nicht über Anschlüsse mit ausreichender Geschwindigkeit und Bandbreite verfügen. Wenig tröstlich: Vielen Regionen der Welt geht es ähnlich. Und viele entlegene Teile der Welt sind ganz vom World Wide Web ausgeschlossen.
Eine Lösung dafür könnte aus dem All kommen. Denn wenn kein Glasfaserkabel verfügbar ist, übernehmen eben Satelliten den Datentransport. Die Idee ist nicht neu: Satelliten bringen schon seit vielen Jahren das Internet auf die Erde. Doch diese befinden sich im geostationären Orbit (GEO) und somit in einer Höhe von etwa 36.000 Kilometern. Das hat den Vorteil, dass ein Satellit relativ große Flächen abdecken kann und somit nur wenige der Trabanten benötigt werden.
Wo es auf Millisekunden ankommt, darf es keine langen Latenzzeiten geben
Es gibt jedoch auch einen Nachteil: Aufgrund der weiten Entfernung ist auch die Latenzzeit relativ groß. Viele Anwendungen, die entweder bereits heute wichtig sind oder in naher Zukunft von großer Bedeutung sein werden, benötigen aber eine geringe Latenz. Dazu zählen etwa Online-Gaming, Autonomes Fahren oder industrielle Anwendungen. Auch für Online-Broker zählen mittlerweile Millisekunden. Die Hoffnungen ruhen daher auf dem Low Earth Orbit (LEO). Damit wird eine niedrige Erdumlaufbahn mit einer Höhe von etwa 1000 Kilometern beschrieben. Dieser Orbit ist das Ziel von einer Reihe Unternehmungen, die mit LEO-Satelliten das Geschäft mit dem Internet aus dem All an sich reißen wollen.
Die größte Aufmerksamkeit gehört zur Zeit sicherlich Starlink – dem Satellitenprojekt von Elon Musks Raumfahrtprogramm SpaceX. Die große öffentliche Wahrnehmung ist dabei nicht nur der schillernden Persönlichkeit Elon Musk zu verdanken, der weiß, wie man für die eigenen Projekte die Werbetrommel rührt. Vielmehr kann er für sich verbuchen, dass Starlink im Rennen der LEO-Breitband-Projekte bisher vorne liegt. Derzeit sind bereits 1300 seiner Satelliten im All – auf einer Höhe von 550 Kilometern. Insgesamt 12.000 sind in der ersten Ausbaustufe geplant, langfristig soll die Zahl auf 42.000 erhöht werden. Allein in den USA sind bereits rund 10.000 Gateways aufgebaut, die für die Verbindung von Internet und Satellit sorgen.
Zudem ist der Service bereits verfügbar, wenn auch zunächst nur für Betatester. Das ist unter anderem in den USA, Kanada, Großbritannien und Deutschland der Fall. Laut dem US-Nachrichtendienst haben sich mittlerweile mehr als 500.000 Nutzer dafür angemeldet. Die Experten von Quilty Analytics rechnen damit, dass Starlink ab einer Zahl von 1584 Satelliten in eine kommerzielle Phase übergehen wird. Dies könnte zu Beginn des kommenden Jahres der Fall sein.