Windräder in Planung
Morgan DDL Shutterstock
24.01.2020 Publikation

Nachhaltig und sicher

Das Anlagevolumen grüner Investitionen steigt: Gemäß der Global Sustainable Investment Alliance betrug es 2018 in den wichtigsten Wirtschaftsregionen annähernd 31 Billionen US-Dollar. Neben Klimaschutz und Renditeerwartung spielt für die Investoren die Sicherheit des Investments eine große Rolle.

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Grüne und nachhaltige Investitionen boomen weltweit. Volatile Aktienmärkte und das europaweit niedrige Zinsniveau sorgen in Kombination mit einem steigenden Bewusstsein für den Klimaschutz dafür, dass immer mehr Anlagegelder in Nachhaltigkeitsfonds, grüne Anleihen oder Direkt-Investments für erneuerbare Energien fließen. Während Nachhaltigkeit meist ökologische und soziale Aspekte beinhaltet, wird bei grünen Fremd- oder Eigenkapitalinstrumenten das gesamte Anlagekapital in klimafreundliche Projekte investiert.

An grünen Investitionsobjekten mangelt es nicht: Durch den Wandel der globalen Energiemärkte, die konventionelle Energiequellen immer stärker durch regenerative ersetzen, ergeben sich stets neue Anlagemöglichkeiten. Hinzu kommt, dass die wirtschaftliche Attraktivität bei Sonnen- und Windenergieprojekten durch den Preisrückgang der Stromentstehungskosten steigt. Vielerorts werfen Erneuerbare-Energien-Anlagen bereits ohne staatliche Förderung gute Renditen ab. Laut REN21, einem Netzwerk für erneuerbare Energien des 21. Jahrhunderts, wird mittlerweile ein Fünftel des weltweiten Strombedarfs aus erneuerbaren Energieträgern gedeckt. Folglich überstieg die installierte Gesamtleistung dieser Anlagen Mitte 2018 weltweit die Marke von einem Terawatt.

Neben Rendite wird Klimaneutralität zunehmend zum Anlageziel

Als besonders wachstumsstark gelten die Bereiche Photovoltaik und Wind. Nach Angaben der German Solar Association kamen alleine im Jahr 2018 Solaranlagen mit einer Erzeugungsleistung von 100 Gigawatt neu hinzu und überschritten damit die Marke von weltweit installierten 500 Gigawatt. Das entspricht einem Zuwachs von rund 25 Prozent und die Branchenexperten von IHS Markit rechneten für das Jahr 2019 nochmals mit einer Steigerung des Solarzubaus um weitere rund 25 Prozent. Im Bereich der Windenergie waren die Wachstumsraten etwas geringer. Die Erzeugungsleistung legte 2018 um über neun Prozent auf 591 Gigawatt zu. Neuinstallationen und der Austausch von Altanlagen dürften laut der Beratungsgesellschaft Wood Mackenzie zukünftig aber für neue Dynamik sorgen.

Unabhängig von regionalen Investitionszyklen bleiben erneuerbare Energien durch Marktwachstum, Rendite und den Wunsch, nachhaltig und klimaneutral anzulegen, ein Favorit am Kapitalmarkt. Neben den klassischen Projektierern von Solar- und Windparks sind es vor allem große Fonds, Pensionskassen sowie Banken und Versicherer, die grün investieren. Daraus entstehen unterschiedlichste Finanzprodukte, die wiederum dem Privatkunden, der sein Geld klimaneutral anlegen möchte, angeboten werden. So hat beispielsweise der Versicherungskonzern Allianz im Vorjahr rund 6,8 Milliarden Euro in erneuerbare Energien gesteckt. Auch die Munich Re setzt auf grüne Anlagen und investierte 2018 weltweit rund 1,6 Milliarden Euro an Eigen- und Fremdkapital in Infrastrukturprojekte wie etwa Solar- und Windparks.

Bei grünen Assets bieten VDE-Zertifikate Sicherheit

Klimaneutralität als eine Komponente der Vermögensanlage zu verstehen, ist eine globale Entwicklung: Erst im September 2019 haben sich zwölf der weltweit größten Pen­sionsfonds und Versicherer im Rahmen der Net-Zero Asset Owner Alliance dazu verpflichtet, ihre Anlageportfolios bis 2050 komplett klimaneutral zu stellen. Darunter befinden sich die Schweizer Top-Adressen Swiss Re und Zurich Financial ebenso wie der US-amerikanische Pensionsfonds CalPERS.

Das bedeutet im Umkehrschluss: Es werden immer mehr grüne Assets benötigt. Doch nicht alle verfügbaren Projekte eignen sich zur Kapitalanlage. Neben den Finanzkennzahlen muss besonders auf die technische Qualität und die Installationsgüte der Anlage geachtet werden. Die beste Finanzplanung ist hinfällig, wenn die Technik nicht funktioniert. Wer Geld grün anlegt, erwartet neben Rendite und Klimaneutralität deshalb auch Sicherheit. Einen wichtigen Baustein hierfür liefert VDE Renewables: Damit Marktteilnehmer die Investitionsrisiken besser einschätzen können, vergibt der VDE über seine 100-Prozent-Tochter seit mehr als einem Jahrzehnt Qualitäts-Zertifikate für Solaranlagen, Windparks und Speichersysteme – und das nahezu weltweit.

Basis für die finanzielle und technische Bewertung der Objekte ist die VDE-Qualitäts-Pyramide. Unter Federführung von VDE Renewables wurde zusammen mit Banken, Versicherungen, Anlagenherstellern, der Marktaufsicht und weiteren Zertifizierungsstellen ein Kriterienkatalog für Qualitätszertifikate entworfen. Das Modell ist dreistufig aufgebaut: Als Fundament dienen die jeweils geltenden nationalen Normen sowie die Vorgaben der europäischen Zertifizierungsstelle International Electrotechnical Commission (IEC) und deren US-Pendant, der Underwriters Laboratories (UL).

Der Basisstandard beurteilt zunächst nur die funktionale Sicherheit, die Beurteilung weiterer Komponenten dauert unter Umständen etwas länger. So braucht es mitunter fünf Jahre, bis beispielsweise ein neues Solarmodul einen IEC-Standard erhält. „In einer solch dynamischen Branche müssen Neuheiten schneller in den Markt kommen“, sagt Burkhard Holder, Geschäftsführer von VDE Renewables, und liefert die Lösung: „Über den Basisstandard hinaus bieten wir Premium-Zertifikate, die neben der Bewertung der funktionalen Sicherheit weitere Prüfungen bei Dokumenten, Gutachten oder der Installationsqualität einer Anlage beinhalten.“

Schlüsselfaktoren Bankability und Insurability

Genau diese Prüfungen benötigt der Finanzmarkt, um ein Projekt institutionellen und privaten Anlegern anbieten zu können. Im Fachjargon wird von der Bankability, der grundsätzlichen Bank- oder Investitionsfähigkeit für eine Anlage, gesprochen. VDE Renewables übernimmt diese Prüfungen auf der zweiten Stufe der Qualitäts-Pyramide. Das Premium-Zertifikat erhalten somit nur Hersteller, die auf dem neuesten technischen Niveau qualitativ hochwertige sowie finanziell tragfähige Projekte realisieren. Noch mehr Sicherheit bietet die dritte Stufe: das Segment Premium+. Der Anspruch an die Unternehmen wird hier auf eine noch umfangreichere Qualitätssicherung und Risikominimierung – bei steigender Rentabilität – ausgeweitet.

Ein ebenso wichtiger Aspekt beim Thema Sicherheit und Garantie für das Projekt – und damit für die Anlagegelder – ist die Versicherung von Schäden und Ausfällen. Neben den umfangreichen Prüfungen des Versicherungsgebers ist mittlerweile das VDE-Zertifikat für die zehnjährige Garantiephase eine Voraussetzung, um die grundsätzliche Versicherungsfähigkeit, die Insurability, zu gewährleisten. Neben der Herstellerqualität oder spezifischen Länderrisiken wirkt sich ein VDE-Zertifikat wiederum positiv auf die Versicherungsprämie für eine Anlage aus – und erhöht damit die Rendite.

Das steigende Klimabewusstsein der Anleger und die Notwendigkeit, erneuerbare Energien zur Erreichung von Klimaschutzzielen auszubauen, werden den Markt für grüne Investitionen weltweit weiter antreiben. Hinzu kommt, dass der technische Fortschritt es den Herstellern ermöglicht, zukünftig noch mehr Leistung aus den Anlagen zu generieren und so die Wirtschaftlichkeit zu verbessern. Doch zu Rendite und Klimaschutz gehört auch bei einer grünen Geldanlage die Sicherheit. Hier leistet VDE Renewables einen großen Beitrag: Auf Basis des umfangreichen Test- und Zertifizierungsportfolios werden weltweit anerkannte Gütesiegel für Anlagen der erneuerbaren Energien vergeben. Risiken lassen sich besser einschätzen und erhöhen die Transparenz für das Investment. Das senkt Einstiegshürden, wovon letztlich alle Marktakteure profitieren.

Gerd Rückel ist freier Journalist in Friedrichsdorf (Hessen) mit dem Themenschwerpunkt Finanzen.