Was machen Sie konkret für Kinder und Jugendliche?
Angefangen haben wir 2006 mit dem Schülerlabor SinnTec. Das ist ein außerschulischer Lernort im Bundesverband LernortLabor, in dem die Schüler an Technik herangeführt werden. Und eben nicht als Frontalunterricht wie in der Schule, sondern so, dass sie wirklich mal selber etwas machen können. Das Problem bei dem Schülerlabor war für uns allerdings immer, dass die meisten Schulen das Angebot schwer im Unterricht integrieren konnten, weil es zu weit weg war. Deshalb haben wir in Saarlouis das Schülerforschungszentrum gegründet. Das liegt für mehrere Gymnasien so zentral, dass die dortigen Angebote im Rahmen von normalen Doppelstunden genutzt werden können.
Dort sind Sie Vorsitzender des Fördervereins. Daneben organisieren Sie aber auch noch den Tag der Technik.
Richtig. Da geht es ebenfalls darum, Schülerinnen und Schülern zu vermitteln, was Ingenieurwissenschaften eigentlich sind und was moderne Technik ausmacht. Viele der Kinder und Jugendlichen haben überhaupt keinen Bezug zu dem Thema, weil sie es aus ihrem familiären und sozialen Umfeld gar nicht kennen. Sie verbinden damit eher das Böse. Das heißt, sie denken an Umweltverschmutzung, Klimaerwärmung und vielleicht noch an den Dieselskandal, nicht aber an Solar- oder Windkraftanlagen und Elektromobilität. Und deswegen versuchen wir da mal ein anderes Bild zu vermitteln, nämlich dass man als Ingenieur vor allem zu einer positiven Entwicklung von Wirtschaft und Gesellschaft beiträgt.
Sie betreiben also auch ein stückweit Imagepflege?
Das kann man durchaus so sagen. Das zweite Bild, was wir immer zu vermitteln versuchen, ist, dass ein Ingenieur nicht allein im stillen Kämmerlein sitzt und irgendwelche Dinge zusammenlötet. Denn oft hören wir, dass die jungen Leute nichts mit Technik machen möchten, weil sie lieber mit Menschen zu tun haben wollen. Darüber kann ein Ingenieur selbst nur grinsen. Schließlich ist unsere Arbeit eigentlich immer Teamwork – und gelötet wird auch nur ganz selten.
Beim letzten Tag der Technik gab es jedoch etwas neues: Sie sind mit Ihrem Team an eine einzelne Schule gegangen. Was hat es damit auf sich?
Mit dem „Tag der Technik@School“ wollen wir die Zielgruppe erweitern. Denn zu den meisten Veranstaltungen kommen ja nur Schülerinnen und Schüler, die ohnehin bereits Interesse an Technik haben. Damit erreichen wir also nicht die Breite. Und deswegen haben wir diesmal eine komplette Schule bespielt. Wir wollten allen 800 Schülerinnen und Schülern eines Gymnasiums zeigen, dass Technik cool ist. Und was soll ich sagen? Das Konzept ist voll aufgegangen. Wir wurden gleich gefragt, ob wir das jetzt nicht jedes Jahr machen wollen.
Wirken denn solche Aktivitäten nachhaltig? Was sind Ihre Erfahrungen?
Wir stellen immer wieder fest, dass solch ein einmaliges Angebot schön und gut ist, weil es ein gewisses Interesse wecken kann. Wenn dann aber nichts hinterherkommt, kann der Effekt auch ganz schnell wieder verpuffen. Was wir deshalb eigentlich brauchen, sind durchgängige Angebote von der Grundschule bis zum Abitur. Und was die Wirksamkeit solcher Förderungen insgesamt angeht: Der Bundesverband LernortLabor konnte wohl schon in Studien den Erfolg ihrer Maßnahmen nachweisen. Der Aufwand für die Evaluation ist jedoch immens. Wir stecken unsere Energie lieber in die Arbeit selbst. Die persönlichen Erfahrungen reichen mir als Bestätigung.
Zum Beispiel?
Wir bieten bei uns an der Uni auch regelmäßig Praktika an. Und da kam eine Mutter mal nach einem Praktikum ihres Sohnes zu uns und sagte, sie wäre uns unglaublich dankbar. Denn ihr Sohn war nämlich vorher fest entschlossen gewesen, bei der nächstbesten Gelegenheit die Schule abzubrechen. Doch nach dem Praktikum hatte er wohl zu ihr gesagt, dass er jetzt wüsste, warum er sein Abitur machen wolle.
Das heißt, erst als der Junge Einblick in die Arbeitswelt von Ingenieuren gewonnen hat, merkte er, dass das etwas für ihn sein könnte.
Genau. Und deshalb ist das Thema Praktikum auch ein ganz wichtiges Thema, das viele noch gar nicht auf dem Schirm haben. Denn in den meisten Industrieunternehmen können Kinder kein Betriebspraktikum machen – aus Sicherheitsgründen. Und die machen dann natürlich ihr Praktikum nur in ihrem alten Kindergarten oder vielleicht im Geschäft, in dem die Mutter oder der Vater arbeitet. Und das sind dann die Berufsbilder, die den Kindern vermittelt werden!