Die Ziele des Pariser Klimaabkommens sind ohne drastische Senkung der CO2-Emissionen nicht zu erreichen. Darüber waren sich die Staats- und Regierungschefs einig, als sie sich Ende April zu einer virtuellen Klimakonferenz auf Einladung von US-Präsident Joe Biden trafen. Bleibt die Frage, wie man die weltweit nötige Reduktion erreicht. Fest steht: Ohne die Entnahme von Kohlendioxid aus der Atmosphäre ist die Erderhitzung nicht zu stoppen, denn „es wird immer Emissionen geben, die nicht zu vermeiden sind, zum Beispiel aus der Landwirtschaft“, sagt der Klimaforscher Oliver Geden von der Stiftung Wissenschaft und Politik. „Um Netto-Null-Emissionen zu erreichen, brauchen wir daher Carbon Removal.“ Dabei wird CO2 der Atmosphäre nicht nur entnommen, sondern dauerhaft dem Kreislauf entzogen und gespeichert. Unterm Strich würde so CO2-Neutralität herauskommen, ein Ziel, das Deutschland für 2050 anstrebt. Allerdings würde selbst das nicht reichen, um die Erderhitzung auf 1,5°C zu begrenzen: „Wir werden das dafür verbleibende globale CO2-Budget überziehen, das ist heute schon klar“, erklärt Geden. „Für das 1,5-Grad-Ziel brauchen wir daher negative Emissionen.“
Große Hoffnungen für den Klimaschutz liegen auf der Direct-Air-Capture-Technologie (DAC), der direkten CO2-Abscheidung aus der Luft. Dabei drücken große Ventilatoren die Umgebungsluft durch einen Filter, der einen Teil des Kohlendioxids absorbiert. Dafür stehen verschiedene chemische Verfahren bereit. Später wird das CO2 wieder aus dem Filter gelöst und entweder dauerhaft gespeichert (Direct Air Carbon Capture and Storage, DACCS), in der Chemieindustrie oder zur Herstellung von Treibstoffen oder von Kohlenstofffasern weiterverwendet.
Die Firma Climeworks, die zu den DAC-Pionieren in Europa gehört, macht beides. Ihre Anlage in Hinwil nahe Zürich, die seit 2017 in Betrieb ist, verkauft das gefilterte CO2 beispielsweise an einen Betreiber von Gewächshäusern und eine Abfüllanlage von Coca-Cola. Beim Projekt „Orca“ in Island wird das Kohlendioxid unterirdisch in Basalt gespeichert, wo es dauerhaft mineralisiert. Die Anlage in Hellisheiði soll in Kürze in Betrieb gehen. Und in einem neuen Projekt in Norwegen, das Climeworks mit der Firma Northern Lights realisiert, wird das verflüssigte CO2 per Pipeline in eine ehemalige Erdgaslagerstätte unter der Nordsee gepumpt.