Geduld gehört zum Gründeralltag. Auch in diesem besonderen Fall: Im Frühjahr 2023 waren die Inventife-Gründer Robin Göbel und Max-Felix Müller bei der Aufzeichnung der Vox-Sendung „Die Höhle der Löwen“. Mehr als ein Jahr später, im Juni 2024, strahlte der Fernsehsender die Sendung dann tatsächlich aus.
Die beiden Gründer, die an der deutsch-schweizerischen Grenze leben und arbeiten, hatten zu der Aufzeichnung ihr innovatives Raumsensor-System mitgebracht. Das soll zum einen Privathaushalten und Büros dabei helfen, Energie zu sparen. Zum anderen soll die integrierte Bewegungs- und Sturzerkennung auch in Alten- oder Pflegeheimen wertvolle Unterstützung leisten können.
Mehrere Stunden standen sie im TV-Studio in Köln den prominenten Investoren, darunter Carsten Maschmeyer und Nils Glagau, Rede und Antwort. Für das Fernsehen wurde dieser Pitch dann auf knappe 15 Minuten verdichtet. Die versierten Geldgeber nahmen das Gründerteam und ihre Erfindung kritisch unter die Lupe.
Die Elektrotechnik-Ingenieure, die sich aus dem gemeinsamen Studium an der Dualen Hochschule Baden-Württemberg kennen, mussten und konnten dabei sowohl zur Technologie als auch zur Markteinführungsstrategie Stellung nehmen. Angetreten waren Göbel und Müller mit dem Ziel, 200.000 Euro zu erhalten und dafür zehn Prozent der Unternehmensanteile abzugeben.
Doch nach und nach sprangen alle TV-Investoren ab: Einige fürchteten eine zu harte Konkurrenz auf dem Smart-Home-Markt. Andere sahen sich schlicht nicht in der Lage, neben Kapital auch relevantes Know-how beizusteuern. Im Interview berichten die beiden Gründer, wie sie den Auftritt in der Fernsehshow erlebten – und was sich seit der Ausstrahlung vor wenigen Wochen getan hat.
VDE dialog: Sie mussten die „Höhle der Löwen“ leider ohne Deal verlassen. Was ging Ihnen nach der Aufzeichnung durch den Kopf?
Max-Felix Müller: Natürlich war ich etwas enttäuscht. Vor lauter Aufregung habe ich erst auf der Heimfahrt so richtig realisieren können, dass es nichts geworden ist.
In der Fernsehshow treten viele Start-ups an, die weniger technisch anspruchsvolle Produkte haben. Wie ist es Ihnen damit ergangen?
Robin Göbel: Wir wussten, dass es für ein Deeptech-Start-up schwierig sein wird, einen Deal zu bekommen, weil es hohe Investitionen erfordert und das für einen Löwen in der Sendung schwer zu entscheiden ist. Aber wir wurden gefragt, ob wir bei der „Höhle der Löwen“ teilnehmen möchten. Diese Chance wollten wir nutzen, um Feedback einzusammeln. Die Absage war deshalb mehr ein Ansporn für uns, um den Löwen jetzt zu beweisen, dass wir doch ein super Investment-Case sind.
Ihr Auftritt im Fernsehen wurde von mehr als einer Million Menschen gesehen. Was für Effekte und Reaktionen hat die Ausstrahlung gebracht?
Müller: Nach der Ausstrahlung haben sehr viele Interessenten unsere Website besucht und sich über das Inventife-System informiert. Offen gesagt waren es deutlich mehr, als wir erwartet hatten. Das zeigt uns, dass wir mit der sekundenschnellen Unfallerkennung, der Benachrichtigung von Angehörigen und der Nachvollziehbarkeit des Unfallhergangs, die unser System bietet, einen geldwerten Mehrwert für unsere Kunden schaffen. Wir sind noch immer dabei, die Anfragen zu bearbeiten.
Mit der Investorensuche hat es in der „Höhle der Löwen“ nicht geklappt. Was bedeutet das für Ihr kapitalintensives Hardware-Start-up?
Göbel: Wir sind auf einem guten Weg und vergrößern langsam unser Team – den ersten Mitarbeiter haben wir vor einigen Monaten eingestellt. Bislang finanzieren wir uns dabei aus eigenen Mitteln. Das geht noch ganz gut, weil wir erfahrene Elektroingenieure sind, die so eine Produktentwicklung nicht zum ersten Mal machen. Dadurch können wir gut abschätzen, was auf uns zukommt. Und wir können viel selbst machen, wodurch wir die Kosten hier und da drücken können. Wir sind jedoch weiterhin auf Investorensuche, um unser Wachstum zu beschleunigen.