Mit einem Karton voll alter Kabel und übrig gebliebenen Steckverbindungen fing alles an. Wenn ein Freund seiner Eltern, der Ingenieur ist, dem Grundschüler dieses ungewöhnliche Geschenk nicht mitgebracht hätte – wer weiß, was heute das größte Talent von Linus Musekamp wäre. So aber hat der nunmehr 17-Jährige Top-Noten in Mathematik, Physik und Informatik, hat 2023 beim Mikrochipwettbewerb des VDE, INVENT a CHIP, gewonnen und schon Kongresse und Fachtagungen für Mikroelektronik besucht. „Mit ungefähr acht Jahren hab ich Blinkschaltungen und einfache Diebstahlsicherungen zusammengebastelt“, erzählt Linus. Fehlende Teile kaufte er von seinem Taschengeld im Elektrofachmarkt. Es folgten der Besuch der „Wissenswerkstatt“ in Saarbrücken und eine Robotik-AG in der Schule. Die Ansprüche wuchsen, die Lust, eigene Ideen umzusetzen ebenso, und mit jedem neuen Projekt auch Linus' technische Fähigkeiten und Kenntnisse. Seine Faszination für technische Aufgaben und wissenschaftliche Phänomene reißt nicht ab – weil sie ihn schon so lange begleiten. „Wenn dir das Gleiche, was ich mache, irgendein Lehrer in der weiterführenden Schule einfach erklärt, kann das gar keinen Spaß machen. Dann ist es Pflichtkram, der einen nicht interessiert und erst recht nicht begeistert.“ Deswegen findet Linus es wichtig, Kindern schon früh die Möglichkeit zu geben, sich mit technischen Phänomenen zu beschäftigen – spielerisch, aber mit Anspruch. „Dann entscheidet man sich später auch leichter für einen technischen Beruf“, meint Linus.
Bildung: Spiel, Spaß & Elektrotechnik
Diesen Standpunkt vertritt er nicht allein. Fachleute wie Angelika Dinges von der „Stiftung Kinder forschen“ wissen, dass man mit MINT-Bildung gar nicht früh genug anfangen kann: „Desto leichter ist es, das Fragen und Forschen zu stärken und diesen Weg weiter zu gehen.“ Ziel sei es, dass junge Menschen lernen, Dinge für sich selber oder in Kooperation mit anderen zu erschließen. „Das ist Selbstwirksamkeit, das stärkt ein Kind“, so Dinges in dem Podcast MINT-Blowing. Und was in jungen Jahren geprägt wird, trägt später auch in Schule, Studium und Beruf. Dabei, so Dinges im Podcast, gehe es nicht darum, „Wissen irgendwie in die Köpfe der Kinder hineinzubringen“, sondern um Stärkung der entsprechenden Kompetenzen.
Trotz des Bewusstseins, wie wichtig dieser Teil der Bildung für Gesellschaft und Einzelne ist – er ist noch längst nicht so selbstverständlich wie das Heranführen etwa an musische Erziehung oder verschiedene Sportarten. Kleinkinder bekommen Instrumente geschenkt und besuchen Musikkurse. Von klein auf wird werfen, klettern, Bälle schießen und springen geübt, in Kitas und Schulen oder auf Spielplätzen und in Sportvereinen. Nur die Technik kommt oft zu kurz, insbesondere die Elektrotechnik. Denn die ist als gerade mal im T von MINT mitgemeinte Disziplin längst nicht so populär wie es Mathematik und Informatik sind.
Doch auch hier gibt es spezielle Angebote: bei Tagen der Technik in Schulen, in AGs, in Schülerlaboren oder mit Wettbewerben wie INVENT a CHIP des VDE wird für die Elektro- und Informationstechnik geworben. Und auch zu Hause kann man sich mit Spaß und Anspruch mit Technik beschäftigen, wie unsere Tipps für Elektrotechnik-Gadgets und Geschenkideen zeigen.
Angebote wie die Wissenswerkstatt, die Linus in Saarbrücken besucht hat, gibt es in vielen Städten unter Namen wie Techniklernwelt oder Forschercamp. Eine ausführliche Aufstellung nach Orten oder Fachgebieten gibt es im Schülerlabor-Atlas.